laut.de-Kritik

Wo sind die Metal-Parts geblieben?

Review von

Der Opener und gleichzeitig die erste Single von "Underclass Heros" lässt nichts Gutes erahnen. Der Titeltrack klingt wie eine etwas schnellere Version ihres Hits "Fat Lip". Was schon mal funktioniert hat, kann ein zweites Mal ja auch nicht schief gehen, mag sich wohl mancher bei Universal gedacht haben. Aber es klingt eben immerhin so, wie man sich ein Sum 41-Album vorstellt. Eigenständigkeit ist ja bekanntlich auch eine Tugend. Und der Refrain hat absolutes Mitgröl-Potential.

Textlich befinden wir uns wohl in der pubertären Phase. "I won't be caught living in a dead end job / while praying to my government guns and god / 'Cause it's us against them / We're here to represent / And spit right in the face of the establishment." Wow. Das nenne ich doch mal eine Ansage.

Beim nächsten Song "Walking Disaster" nähern wir uns bereits gefährlich Blinkschen-Gefilden. Langsamer, balladesker Einstieg, der nur darauf wartet, sich in eine feiste Uptempo-Punknummer zu verwandeln. Hört sich prinzipiell ja nicht ganz so schlecht an, wenn der Song nicht genau so gut auf "Take Off Your Pants And Jacket" hätte stehen können. Dieses Album erschien aber bereits 2001, und viel wichtiger, es ist nicht von Sum 41.

Ich weiß, es mag abgedroschen klingen. Den Vorwurf, immer ein wenig nach Blink 182 zu klingen, gemischt mit hier und da ein wenig Green Day und ab und zu auch ein bisschen Offspring, gab es ja schon seit ihrem Debüt "All Killer No Filler". Aber ihr letztes Werk "Chuck" zeigte doch vor allem mit seinen Metal-Parts, dass Sum 41 sich vom ewig lustigen Pop-Punk zumindest teilweise abheben.

"Underclass Hero" lässt definitiv den Schluss zu, dass der gesamte kreative Input vom ausgestiegenen Lead-Gitarristen Dave Baksh kam. Oder dass Avril Lavigne mittlerweile seinen Platz in der Band eingenommen hat. Einfach nur enttäuschend.

Auch "Speak Of The Devil" bedient sich der immer wieder gleichen Songstrukturen. Anfang: langsam. Strophe: schneller. Refrain: noch schneller und ein wenig härter. Bereits "Dear Father" driftet aber schon ein wenig zu sehr in seichte Gewässer ab. Ein Song über einen Vater, der nicht für einen da war, ist ja gut und recht. Aber dann doch bitte wenigstens mit ein klein bisschen Wut und nicht mit einer solchen Gleichgültigkeit, mit der Deryck Whibley die Thematik besingt.

Der Hund liegt aber in den Balladen der Scheibe begraben. Für "With Me" und "Best Of Me" gibts jeweils eine gelbe Karte. Erstere Nummer hat wenigstens noch verzerrte Gitarren. Wenn man nicht auf den Text hört, ok. Denn der ist einfach nur peinlich. I don't want this moment to ever end / 'Cause everything's nothing without you / I'd wait here forever just to see you smile / 'Cause it's true I am nothing without you."

"Best Of Me" schießt den Vogel dann doch noch ab. I'm sorry it's all that i can say / You mean so much and I'd fix all that I've done / If i could start again. Wenn dies die obligatorischen Tributsongs sind, die ein Rocker an seine Frau schreibt, dann müssen die Fans von Sum 41 spätestens hier eine Petition starten, die den Sänger Deryck Whibley auffordert, sich sofort von Lavigne zu trennen. Auch "So Long Goodbye", in Green Day-Manier gespielt, braucht eigentlich niemand.

Überhaupt bleibt nach dem Hören der Scheibe das dumpfe Gefühl, dass Frau Whibley gehörigen Einfluss auf ihren Gatten hatte und leider nicht umgekehrt. Gut vorstellbar, dass die beiden bald als "Bizzy D And The Motherfucking Princess" von sich hören machen.

Ich frage mich, wo sind die Metal-Parts geblieben? Warum hat man das Einzige, das Sum 41 von anderen Bands dieses Genre abhebt, fast ganz gestrichen? Bis auf einen kurzen, etwa 30 Sekunden langen Teil am Ende von "King Of Contradiction" ist davon nicht viel zu finden auf "Underclass Hero".

Die Platte hat durchaus Potential, und wäre ich noch ein mal 16, würde sie mir eventuell auch durchaus zusagen. Den Vorwurf, so zu klingen wie ihre Vorbilder, müssen sich Sum 41 nach diesem Album aber wieder zu Recht gefallen lassen. Für die Zielgruppe ist aber auf jeden Fall etwas dabei.

Trackliste

  1. 1. Underclass Hero
  2. 2. Walking Disaster
  3. 3. Speak Of The Devil
  4. 4. Dear Father
  5. 5. Count Your Last Blessings
  6. 6. Ma Poubelle
  7. 7. March Of The Dogs
  8. 8. Jester
  9. 9. With Me
  10. 10. Pull The Curtain
  11. 11. King Of Contradiction
  12. 12. Best Of Me
  13. 13. Confusion And Frustration In Modern Times
  14. 14. So Long Goodbye

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45 Kommentare

  • Vor 17 Jahren

    Ich hatte mir die platte nur angehört, aufgrund des artikels über die ausbürgerung. denn etwas gutes hab ich nicht erwartet.
    Ich steh ohnehin nicht so auf die Musik, aber Chuck fand ich eigendlich doch ein sehr gelungenes und gut hörbares Album.

    Aber nichtnur, dass die (jetzt) 3 jungs einen Rückschritt par excelence gemacht haben - nein, sie klauen sich sogar ihre eigenen Texte.
    Auf irgendeiner Version der Chuck-platte gab es einen Bonussong mit dem Titel "subject to change". Der Song hat den absolut Wort- und Klangidentischen Refrain wie der Titelsong der neuen Platte.
    Nur ist das Stück insgesamt als Bonussong der Chuck-platte, besser als dieser Poprock-mist von Underclass hero.

    Wie einfallslos muss man bitte sein, wenn man seine eigenen, 3 Jahre alte, bereits veröffentliche texte wiederverwendet?!?

  • Vor 17 Jahren

    Hahahahahahahahaha...
    So ein schrott das glaub ich kaum.
    Das kann nur ein ausrutscher gewesen sein

  • Vor 17 Jahren

    @sing365.com («
    Subject to Change

    how can we fake this and take anymore
    looking up blindly and try to ignore ?
    its better to miss it, there's no point of view
    its only a problem when it happens to you

    well thanks for making this so easy
    what's the point if it's so easy
    why the fuck is it so easy
    why's it don't you say ?

    cause we're doing fine
    and we don't need to be told
    and we're doing fine
    cause we won't give you control
    and we don't need anything from you
    and we'll be just fine
    cause we won't be bought and sold
    just like you

    Underclass Hero

    1..2..3..4
    Well I won’t be caught living in a dead end job
    Or praying to a government guns and gods
    Cause it's us against them
    We’re here to represent
    The spit in the face of the establishment.

    And I wanna believe (Well you’re frankly nothing)
    Stand on my own (A little sympathy)
    Wasting the youth (I’m feeling young and useless)
    Speak for yourself (Some blindfolded cause)

    Well because we're doing fine
    And we don't need to be told
    That we're here doing fine
    Cause we won't give you control
    And we don't need anything from you
    Cause we'll be just fine
    And we won't be bought and sold
    Just like you »):

    Nein, das glaub ich nicht ;)

  • Vor 16 Jahren

    @Dodo41 (« ich weis net was das hier soll das das neue album so runtergemacht wird :D ich finds einfach nur lächerlich wenn man guckt wie viele schlechte bands es heut zu tage gibt. Sum 41 ist für mich die genialste band überhaupt und wird es auch immer bleiben und wer anderer meinung ist der hat keine ahnung von Musik oder ist einfach nur nen Hopper.

    cheers »):

    hier hat niemand gesagt dass die band scchlete mucke macht

  • Vor 13 Jahren

    Ich verstehe euch nicht, niemanden von den Kritikern, die gegen das Album sind. Diese ganzen Vorwürfe, dass Sum 41 klaut, ich meine welche Band hört sich nicht mal was ab. In vielen neuen Liedern erkenne ich andere Elemente aus anderen Bands. Z.B Das neue Foo Fighters - Rope, da sind Elemente aus Dream Theatre und Rush. Und, ist es jetzt geklaut, ist die Band deswegen jetzt schlecht ? Oder das neue von dem ach so gepriesenen Blink 182 "Up All Night", da erkenne ich Strukturen aus Liedern von SUM 41 !! und Rage Against The Machine.
    Um zum Thema zurück zu kommen, Underclass Hero ist ein gutes Album, nicht das beste von Sum 41 aber etwas besonderes. Als ich die Kritik gelesen habe ist mir fast schlecht geworden. Was ist denn bitteschön Sum 41's Markenzeichen ? Jedes Album von Sum 41 hat einen Anderen Stil, und darum liebe ich Sum 41. Es gibt viele Bands, wo sich jedes Album gleich anhört, aber bei Sum 41 ist alles etwas verschieden, für jeden etwas dabei.
    Und zum Vorwurf, dass Sum 41 von ihren eigenen Texten klaut wie bei "Subject to Change" -und "Underclass Hero", na und ?! Wen interessiert das, es ist ein geiler Text, der sich verdammt gut anhört. Ich habe nichts gegen Leute die andere Musik, die man selber gerne hört, nicht mögen, allerdings sollte man sich vorher doch mal ein bisschen informieren und nicht gleich behaupten, dass Deryck Whibley einfallslos ist. Also ich muss wirklich über das Niveau dieses Artikels grübeln...