laut.de-Kritik
Unplugged-Auftritt mit schwebender Leichtigkeit.
Review von Sarah-Nina RademacherMit ihrem Chartsbesetzer "Fairytale Gone Bad" zogen sie meinen Geduldsfaden schon ziemlich stramm, so dass mir keine andere Möglichkeit blieb, als Sunrise Avenue in der hintersten Ecke meines Musikspeichers abzulegen. In einer Kiste mit der Aufschrift "Bloß nicht öffnen!", lauerten die Finnen, um mich jetzt mit ihrem Akustik Album doch noch einmal wachzurütteln.
Vielleicht bin ich der allgemeinen Weihnachtslethargie verfallen, dass ich einfach nichts an der Platte auszusetzen habe. Die Scheibe dreht angenehm ihre Runden im Player und zelebriert in 16 Stücken noch mal ein Resümee der "Acoustic Tour 2010". Ganz anders als ihre Landsmänner von The Rasmus glänzen Sunrise Avenue mit einem durchaus positiven Grundgerüst aus chartskompatiblen Musikbausteinen und nett bis harmlosen Textfragmenten, die keine Winterdepression verursachen.
Die klare warme Stimme von Sänger Samu Haber umgarnt in "The Whole Story" sofort die Herzen der gewiss überwiegend weiblichen Fans. Vermutet hier jemand Kitsch? Ich nenne es eher die Kunst der Ballade. Gegen die lieblich gezupften Gitarren kommt nur noch die atmosphärische Einlage des Publikums an. Das singt mit voller Kehle die Songs mit und verleiht so dem Album wirklich das Prädikat: 100% live.
Natürlich werden auch die bekannten "Only", "Forever Yours" und eben der Alltime-Hit "Fairytale Gone Bad" in eine vorzügliche Unplugged-Glasur getunkt und mit Pianoklängen oder Mundharmonika-Einlagen verziert, die dem Gesamtwerk eine schwebende Leichtigkeit verleihen. Ziemlich sympathisch macht Sänger Samu sein gebrochenes Deutsch, das er in gelungener Interaktion mit dem Publikum vorführt.
Als besonderes Gimmick haben sich die Jungs mit "The Way You Make Me Feel" an eine Cover-Version des King Of Pop ran gewagt, die klingt gar nicht mal so übel. Locker grooven die Finnen ab. So viel Rhythmus-Performance hätte ich ihnen gar nicht zugetraut. What a pleasure!
Wer also noch auf der Suche nach einem Weihnachtsgeschenk für die kleine Schwester oder die junggebliebene Mama ist, der wird mit "Acoustic Tour 2010" sicherlich für strahlende Gesichter unter dem Lametta-Bäumchen sorgen.
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