laut.de-Kritik
Das ist Super. Das ist Punk!
Review von Jasmin Lütz"Ich bin nicht böse gebooooren"! Diese ausschlaggebende Textzeile des Superhits "Neue Zähne für meinen Bruder und mich" gröle ich immer wieder gerne in meiner Wohnung, um die langweiligen und spießigen Nachbarn ordentlich wachzurütteln. Gemeinsam mit den Superrebellen Superpunk dreht sich der Lautregler immer mehr in Richtung Maximum und die Boxen dröhnen. Supergeil!
Damals hieß die aufbrausende Gehirnwäsche "Wasser Marsch!". Nach drei Jahren begrüßt uns endlich die Hamburg/Münchner Freundschaft mit "Einmal Superpunk bitte!", und die überwältigende Mischung aus Soul und Punk lässt auch auf diesem dritten Album nicht nach. Das Tempo der Superhymnen nimmt seinen bahnbrechenden Lauf. Unverkennbar die rotzige Kehle von Carsten Friedrich, der mal wieder so offen und ehrlich über das Leben philosophiert und seine Parolen in ironisch-bissige Geschichten packt.
Nach über 200 Live-Konzerten schafft es das Quintett erneut, die richtigen Worte mit der passenden Melodie zu vereinen. Revolutionär beeinflusst und überzeugt es die Gehirnmassen dieser Gesellschaft. Man muss sie einfach nur lieben, denn sie lieben dich auch: "Tu einfach nur dein Bestes und mach dir keine Sorgen (...) Ich werde vorbeikommen und dich auflesen!" Rumpelige Instrumentaleinlagen, jede Menge Maxime, betörende Bläser, krachigen Gitarren aus der Garage, fette Rhythmen und swingende Keyboards. Das ist Super. Das ist Punk! Fünf Gentlemen mit den unterschiedlichsten Plattensammlungen zu Hause und allerlei Nebenprojekten (Stella, Phantom/Ghost) fabrizieren dreizehn Songs, die jeden Weisheitszahn zum Wackeln bringen.
"Einmal Superpunk, bitte!" erklärt mit gewohnt einfachen und sehr einfühlsamen Worten den Alltag und seine Tücken. Der Kampf gegen das vermeintlich Böse schlägt wieder zu. Gegen die Nein-Sager dieser Stadt und gegen die Menschen, die es niemals verstehen werden. Hier erfährt man die wahre Erleuchtung über sich selbst (Ich mag den Mann nicht, der ich bin), immer wiederkehrende Überlegungen, die einem sofort aus dem Herzen sprechen (Raus aus dieser Stadt), das ewig traurig-schöne Leid mit der Liebe (Bitte verlass mich nicht) und das positive Denken in einer "ach so schlimmen Welt" (Ich weigere mich, aufzugeben).
Es gibt nur ein Leben, und das sollte unter anderem dazu genutzt werden, Superpunk zu hören. Wenn man Glück hat, erwischt man noch eine limitierte CD mit vier Bonustracks, u.a. der Live-Version vom Klassiker "Auf ein Wort Herr Fabrikant" und einem Videoclip zu "Ich weigere mich, aufzugeben"!
Mit diesen Supersongs vergeht nicht nur die schlechte Laune und das trübe Wetter, nein, auch Mädchen dürfen mit der Platte flirten. Nicht nur die Jungs werden diesen Sommer wieder auf einem Dach über den Gleisen sitzen und brüderlich die Bierflaschen klingen lassen. Ich werde garantiert auch mit hopfen-geteerter Stimme (Jawohl, endlich trinke auch ich Bier!) meine Lieblingslieder bis zur Heiserkeit hinaus schreien und mich diesmal vor Glück auf die Knie zwingen.
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