laut.de-Kritik

Die Musik zum Theaterstück.

Review von

2011 stand die New Yorker Singer/Songwriterin auf der Theaterbühne. In einer Off-Broadway-Produktion spielte sie die Schriftstellerin Carson McCullers. Das Drehbuch zum Stück "Carson McCullers Talks About Love" stammte aus ihrer Feder, die musikalische Begleitung hatte sie mit dem Musical-Songschreiber Duncan Sheik entworfen.

"Eine unübersichtliche Mischung aus Night Club und Theater", schrieb die New York Times wenig begeistert, betonte aber, wie viel Herzblut Suzanne Vega in das Stück gesteckt habe.

Ganz zufrieden war sie selbst nicht, erklärt sie bei der Veröffentlichung des vorliegenden Albums, weshalb sie die musikalische Begleitung noch mal überarbeitete. Im Prinzip die dritte Fassung eines Themas, dem sie sich schon als Studentin angenommen hatte.

McCullers hatte bereits Anfang 20 mit "Das Herz ist ein einsamer Jäger" (1940) und "Spiegelbild Im Goldenen Auge" (1941) ihre bekanntesten Romane veröffentlicht. In Georgia geboren, war sie mit 17 nach New York gezogen, angewidert vom Rassismus ihres Heimatstaates. Bis zu ihrem Tod 1967 im Alter von 50 Jahren erlitt sie mehrere Schlaganfälle, die sie weitgehend lähmten.

McCuller war zweimal mit demselben Mann verheiratet, bis er sich 1953 das Leben nahm. Dazu war sie unglücklich in eine Frau verliebt und lebte in Brooklyn in der Künstler-Siedlung February House, der auch Autor W. H. Auden und dem englischen Komponist Benjamin Britten angehörten.

Ein so schillerndes wie dramatisches Leben, das Vega mit ihrer gewohnt jugendhaften Stimme erzählt. Erstaunlich, dass es ihr gelingt, nach 30 Jahren fast noch genauso zu klingen wie auf ihrem selbstbetitelten Debüt von 1985 und zwei Jahre später auf ihrem bekanntesten Album "Solitude Standing".

Das liegt auch daran, dass sie schon damals auf der ernsten Seite des Lebens stand. Natürlich haben die Jahre Spuren hinterlassen, auch auf ihrem Organ, doch die natürliche Alterung passt gut zum schwierigen Thema. "Ihr Leben und ihr Werk beschäftigen sich mit Menschenrechten und nehmen Stellung zu Rassismus, Geschlecht, Transgender, Homosexualität, Behinderung und Jugend", erklärt Vega McCullers Schaffen.

Die Texte kleiden Vega und Sheik in eine angejazzte musikalische Begleitung. So kommt der Opener "Carson's Blues" wie ein Trauermarsch aus New Orleans daher, "New York Is My Destination" ("New York is made for grander things / Just. Like. Me.") bietet Bossa Nova. Zwischen die Klavierballaden "Instant Of The Hour After" und "Annemarie" zwängt sich das arg poppige "We Of Me".

Natürlich hatte auch McCullers ihre Kanten. So ärgerte sie sich darüber, dass Harper Lee 1960 mit "Wer Die Nachtigall Stört" einen Riesenerfolg feierte. "Virginia Woolf / She leaves me cold / I recognise the genius / But I'm twice as bold / ... / Oh, Harper, Harper. / Lee. Lee. Lee. / She only wrote that one book! / I've written more than three", singt Vega im wieder an New Orleans angelehnte "Harper Lee".

Vegas Standardinstrument, die Akustikgitarre, spielt allenfalls eine Nebenrolle. Diesmal bevorzugt sie das Klavier. Wie aus einem Guss wirkt das Album dennoch nicht. Das ist schade, hat die New Yorkerin doch viel Liebe in das Projekt gesteckt und dazu noch eine Mission: Einer neuen Lesergeneration Carson McCullers Werke nahe zu legen.

Trackliste

  1. 1. Carson's Blues
  2. 2. New York Is My Destination
  3. 3. Instant Of The Hour After
  4. 4. We Of Me
  5. 5. Annemarie
  6. 6. 12 Mortal Men
  7. 7. Harper Lee
  8. 8. Lover, Beloved
  9. 9. The Ballad Of Miss Amelia
  10. 10. Carson's Last Supper

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