laut.de-Kritik

Gut gebrüllt, alte Löwin!

Review von

Susan Kay Quatro - der erste weltweite Female-Rockstar überhaupt. Von umjubelten Stadien in dörfliche Oldiefestzelte? Nicht schön, aber die beinharte Realität für Suzi Q; zumindest in unseren Breiten. Kein all zu großes Wunder, wenn das größte Land des Kontinents eine Rockmusikerin wegen eines einzigen Liedes - "Stumblin' In" mit Chris Norman 1978 - kollektiv als BRAVO-Schlagertante mit Pyjamaparty-Appeal abtut.

Die Amerikanerin tat seit den 80ern leider zu wenig, ihren Ruf als Detroit Rock City Queen zu verteidigen. Doch nun ist Schluss damit. Mit 61 Lenzen haut die bekennende Elvis-Bewunderin dem Publikum ein ebenso rotziges wie gut abgehangenes Rockalbum um die erstaunten Ohren.

Schon das Cover signalisiert alles andere als Geronten-Alarm. Kein peinlicher Jugendlichkeitskult; kein vorzeitiges Mumifizieren, sondern knackarschige Natürlichkeit einer sinnlichen Musikerin, die längst kein Mädchen mehr ist. "Babe you need two strong arms and a girls like me", baggert sie lasziv fordernd samt schicker Hook zum einfachen gleichwohl prägnanten Rhythmus samt unverkennbarer Basslinie.

Eine Schlüsselrolle hat mal wieder der alte Schicksalsgefährte Mike Chapman. Er wetzt die karriereknickende Schlagerscharte aus und besinnt sich des shuffeligen Trendsetter-Ursounds vom Monsterhit "Can The Can". Immerhin war es Chapman, der Glam und US-Waverock (Blondie) mit seinem unverkennbaren Sound besonderrs in den Staaten entscheidend beeinflusste.

Sie beherrschen das gemeinsame Spiel noch immer nach Belieben. Die Basshexe reinigt "Strict Machine" von der goldfrappierend harmlosen Piepsigkeit des Originals. Ein kleines "Can The Can"-Eigenzitat als finales Brandzeichern inklusive. Rihannas "Breaking Dishes" befreit die Mother of Rock mühelos aus seinem plastinierten RnB-Laufgitter. Mit ihrem lässigen Amazonengroove versohlt Tante Sue dem karibischen Sadomaso-Girlie kräftig den Hintern.

In stürmischen wie ruhigeren Gewässern setzt die Röhre aus Michigan zum Glück auf Leidenschaft und Erfahrung; nicht auf kompositorische Routine. Eine Ballade wie "Turn Into" wird sicherlich nicht Gefahr laufen, als innovativ oder auch nur leidlich originell wahrgenommen zu werden. Gleichzeitig bewegt sich Quatro hier melodisch und stimmlich traumwandlerisch sicher; meilenweit vor der Grenze zu banalem Rockismus.

Mal humorvoll zwischen Verlangen und Resignation - "Your little Girl wants to f-f-f- ... forget it ...". Dann wieder das musikalische Schlitzohr wie in "Rosie Girl". Als Kniefall vor der Heimatstadt und Gottheit Bowie mutiert das Lied im letzten Drittel explosiv zur Glamhymne "Panic In Detroit".

Zum Ende sehr souverän: Die überfällige Hommage an den toten 'King', den sie zeitlebens so verehrt. "Singing With Angels" ist gleichzeitig würdiger Epitaph und detailverliebte Collage. Die Lyrics bestehen sämtlich aus Presley-Songtiteln und Textzeilen. Tatkräftige Hilfe und Credibility gibt es dazu von Elvis-Gitarrist James Burton und den ehemaligen Presley-Background-Sängerinnen The Jordanaires. So erhält man mit dem "Spotlight" die homogenste Quatro-Platte überhaupt in vier Dekaden. Zwischen Derb- und Zartheit; nicht neu aber frisch. Gut gebrüllt, alte Löwin.

Trackliste

  1. 1. A Girl Like Me
  2. 2. Whatever Love Is
  3. 3. In The Spotlight
  4. 4. Strict Machine
  5. 5. Breaking Dishes
  6. 6. Rosie Rose
  7. 7. Hurt With You
  8. 8. Hot Kiss
  9. 9. Turn Into
  10. 10. Hard Headed Woman
  11. 11. Singing With Angels

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