laut.de-Kritik
Der Meister ruht sich nicht auf seinen Lorbeeren aus.
Review von Joachim GaugerWas erwartet man, wenn man sich ein Album von Sven Väth zulegt? Den typischen Väth-Sound eben: Elektrisch, oft minimalistisch, schräg, nicht zu vergessen die verzerrten Vocals. Und natürlich kommt dies alles auf "Fire" nicht zu kurz.
Was einem jedoch "Design Music" gleich als erstes auf die Ohren gibt, zeigt, dass sich der Meister nicht auf seinen Lorbeeren ausruht. Ein abwechslungsreiches, sehr vielschichtiges und charttaugliches Stück Electronica erster Güte überrascht den Hörer und macht Lust auf mehr. Weiter geht's mit "Mind Games" - hier gesellt sich ein ordentlicher Touch oldschool zu den bekannten Vocoder-Vocals. Groovende Synthieklänge werten die Sounds zu potentiellen Clubtracks auf. Spätestens hier merkt man dann doch, von wem das Album eigentlich kommt.
"Shock Ralley" verstärkt den Eindruck nicht, denn Väth schlägt hier eine deutlich härtere Gangart an. Schranz, eine Spielart des progressiven Techno mit vielen metallisch und industriell anmutenden Elementen, lässt grüßen. Wen das nicht schreckt, macht sich am besten jetzt schon zum Plattenladen auf; auch der komplette Rest der Scheibe steht den hochwertigen ersten Tracks nicht nach. Na ja, fast der komplette Rest.
Auf das gute, "Mind Games" ähnelnde "Ghost" folgt nämlich das fiese "Je T'Aime...", ein Remake eines französischen Kult-Klassikers. Erbarmungslos blubbern steinzeitliche Elektrosounds aus dem Synthesizer und ich kann mich nicht entscheiden, ob das penetrante Gepiepe aggressiv macht oder einfach nur einschläfernd ist. Der Nerv-Faktor ist auf jeden Fall so groß, dass ich mehrere Anläufe brauchte, mir alle vier Minuten und 17 Sekunden anzutun. Vielleicht mit einem scharfen Gegenstand, an der richtigen Stelle auf der CD...?
Aber Vorsicht, der nächste Track sollte dabei nix abkriegen! "Fire" entschädigt nämlich schon wieder für die Qualen: Mit fettem Beat und Synthesizersounds, die sich gewaschen haben, begleitet von Claps, Percussions und wechselnden Backgroundklängen, findet sich hier der nächste potenzielle Hit. Wie bei "Design Music" gibt's viel zu hören, auch nach dem fünften Mal fallen einem noch neue Details auf. Der siebte Track trägt mit eher atmosphärischen Klängen weiter zum Bild eines vielfältigen Albums bei, das man auch einfach mal entspannt zu Hause hören kann, und Nummer acht nutzt Herr Väth noch mal gekonnt, um dem Schranz-Trend seine Sympathien zu bekunden.
"Lärm auf CD!" werden manche bezüglich des Baustellenflairs von Tracks wie "Shock Ralley" und "Steel" ihrem Ärger Luft machen, aber für mich ist dieses Album jetzt schon fast Kult und verstaubt sicher nicht im Regal.
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