laut.de-Kritik
Danceversion des "Fusion"-Albums zur Einstimmung auf einen guten Club-Abend
Review von Kai KoppEgal wo er auch auflegt
kommen sie von nah und fern
und wollen alle Sven
ihn hat halt jeder gern
Eigentlich hab ich ihn auch ziemlich gern. Gehen doch nun wirklich schon einige Neuerungen in der Dance-Scene auf sein Konto. Obwohl mich sein wohnzimmertaugliches "Fusion" Album nicht ganz überzeugt hat, von ein paar Ausnahmen abgesehen.... aber das ist eine andere Geschichte.
Gespannt war ich, jawoll, auf die Danceversionen seiner Tracks. Und dann liest man vorab auch noch sowas: "Ich hatte die Vision, die sechs stärksten Tracks des Albums von jeweils einem nationalen und einem internationalen Künstler remixen zu lassen. Zu diesem Zweck wollte ich, wenn möglich, die momentan wichtigsten bzw. hoffnungsvollsten Upcoming Artists im Electro/Techno/House-Bereich
zusammenbringen. Der Gedanke von Grenzüberschreitung jeglicher Art schien mir so am adäquatesten umgesetzt."
Rein damit. Na prima, der erste Track lässt sich ja gut an, und macht Lust auf mehr. Genau das also, was ein erster Track auf einem Album tun sollte. "Face it" hat mir schon auf der Single-Auskopplung gefallen. Ich finde, daß es dort bessere Versionen gibt, aber der Abend hat ja erst angefangen. Schön spacig wie man es von Sensorama - den alten Space-Nightlern der ersten Stunde - erwartet, kommt ihr "Augenblick" daher. "Schubdüse", ja was soll man zu einem Stück mit so einem Titel sagen. Die Hookline klingt ein wenig nach Zufallsgenerator, aber spannend. Der Rest des Playbacks ist leider zu übersichtlich arrangiert. Mir fehlt die Tiefe. Seisdrum...
Kommen wir zum internationalen "Augenblick" von Richard Bartz. Ahhh.... jetzt kommen die Bpm´s auch so langsam in die Gänge. Sehr deep, alles an seinem Platz, die Nummer stimmt einfach, kein Schnörkel zuviel. Jetzt wird´s technoid. Man kann es nicht überhören. Und es ist wie immer. Die Basedrum hat keinen Wums, überhaupt klingt alles sehr kühl, und mit den Ideen geht man eher sparsam um. Nicht mein Ding.
Auf jeden Fall hab ich mich jetzt auf ein angenehmes Dance-Tempo eingegroovt. Meine Beine zucken, und bei "Omen A.M." muss mich meine Freundin schon am Stuhl festbinden. Geht mit ultratief-smoothen Drum´n´Bass Bässen und einem prima Reverse-Sample zur Sache. Weiter so, ich krieg den Knoten schon auf...
O.K. schlagt mich, im Techno passiert mir zu wenig. Deshalb wird´s für mich jetzt echt hart. Meine Beine beruhigen sich wieder, auch wenn das Tempo stimmt. "Breakthrough" kann mich leider nicht überzeugen. Dafür läßt´s der Claude Young Remix von "Omen A.M." wieder ordentlich krachen. Hier wird ein Drumspektakel gefeiert, das fast gänzlich auf die lästigen Keyboardflächen oder gar -melodien verzichtet. Steve O´Sullivan mit seiner Eremitenversion von "Sounds control your mind" landet überhaupt nicht bei mir. Das ist Asketenkost.
Es geht dem Ende zu, und schon finden wir uns in der Chill-Out Area wieder. Pünktlich und gut bringt uns die zweite "Schubdüse" wieder runter. Nette Spielereien mit den Effektgeräten, genau das Richtige zum Landen. Sterbend langweilig kommt der Rauswerfer "Discophon" rüber, und ich bin sofort bereit das zu entschuldigen, das ist im richtigen Leben ja auch so.
Quinteffektienz (oder wie das heißt): Lässige Scheibe, die mich gut auf einen Club-Abend vorbereitet. Sein Ziel - "ich wollte, daß jeder einzelne dem entsprechenden Song gewissermaßen seine ganz eigene Duftnote verpaßt" - hat Sven erreicht. Mit seinem neuen Label Virgin scheint er auch gut klar zu kommen. In Sachen Veröffentlichungen lassen die sich auf jeden Fall nicht lumpen, denn für alle Vinyl-Freaks ist das hier sowieso kalter Kaffee, da alle Mixe als limitierte Auflage auf den Markt kamen und bereits wieder verschwunden sind. Auf die kommende Tournee darf man sich auch freuen, dort werden einige der SIX IN THE MIX Künstler dabei sein, um die Danceability von FUSION zu beweisen.
Let´s dance.
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