laut.de-Kritik
Meilenweit weg von N.E.R.D oder Nate Dogg ...
Review von Alexander EngelenEigentlich fängt es beim Cover sehr gut an: Kein geringerer als Todd McFarlane, Zeichner der bekannten Spawn-Comics, legte sich für das gesamte Artwork des Albums ins Zeug. Doch schon die Pressemitteilung dämpft die Erwartungen: "Die Swollen Members sind bereit, sich auf einen unermesslichen kommerziellen Erfolg zu stürzen!" Was für eine Ansage.
Wie oft hört man schließlich von denjenigen, die sich schon im unermesslichen Erfolg laben, sie hätten wahlweise ihr Herz, ihre Seele oder ihr ganzes Leben in die neue Platte gepackt? Laut Aussage der kanadischen Hip Hop-Crew steckt in "Heavy" lediglich eine Menge Zeit, und dass es hier an Seele fehlt, merkt man dem Werk leider an. Da können auch die akzeptablen Rap-Leistungen von Mad Child, Prevail und Moka Only die mittelmäßigen Beats und zumeist miserablen Refrains nichts ins rechte Licht rücken.
"Block Party" schunkelt im Bossa Nova-Style durch die Boxen, kann sich aber nicht einmal mit ähnlichen Versuchen der irregeleiteten Black Eyed Peas messen. Mit der Innovation und Hingabe der gleichnamigen ersten Gehversuche der Hip Hop-Bewegung Anfang der Achtziger hat die Nummer jedenfalls nicht viel gemein. Der Chorus von "Bottom Line" erinnert entfernt an die Westcoast-Hook-Maschine Nate Dogg, jedoch ist auf dem weiten Weg von Downtown Los Angeles nach Kanada die Qualität auf der Strecke geblieben.
Auch der orchestrale Beat, lahm vor sich hin trällernd, kann den Karren nicht aus dem Dreck reißen. Das Synthie-Gewitter auf "Burn It Down" gleicht eher einem leichten Frühlings-Schauer, der dem Hörer lediglich vor Ohren führt, wie weit weg auch der dreckige Süden ist. Nach der Ansage "I just do enough so the clubs can sing to", kann sich der Kopf nur noch schüttelnd, zu seichten Claps und feminin gesäuselten La-La-Las bewegen.
Trotz vorpubertärer, jedoch ganz amüsanter, Telefonstreiche mit verstellter Stimme hat sich nachfolgend an den missglückten Refrains nicht viel geändert. Nach "Paranoia", dessen Hookline gut auf das neue H-Blockx-Album passen würde, erlöst lediglich "Therapy" den Hörer vom mühsamen Überskippen der Hooks: die von DJ Revolution gesetzten Cuts sind eine wahre Erlösung.
Bei "Adrenaline" kann man noch einmal Kraft für den Endspurt tanken. Die lockeren Synthies entpuppen sich als wahrer Lichtblick, stellen sich angenehm auf die ruhigen Rap-Parts ein und gewinnen passend zum energetischen Refrain an Spannung. Nachdem die Swollen Members sich noch enttäuschend als N.E.R.D-Sound-A-Likes ausgeben ("All Night"), versuchen sie sich auch an deren üblichen Produktions-Spielereien.
Auf so einem minimalen Neptune'schen Synthie-Brett muss man aber mindestens das Kaliber der Clipse oder neuerdings eines Dizzee Rascals haben, um die Schönheit eines solchen Rohdiamanten zum Blinken zu bringen ("Heat"). Als ungeforderte Zugabe gibt es von den Kanadiern noch eine Bonus-DVD dazu. Neben Backstage-Footage, Interviews und Making Ofs einiger Clips, kann der neugewonnene Fan sich sechs ältere Songs mitsamt Video ansehen.
Von der etwa 35-minütigen DVD bleibt letztendlich abgesehen von den kurzen Skateboard-Videos nur der unterdurchschnittliche Auftritt Nelly Furtados hängen. Auf dem Song "Breathe" hat sie sich mit der Refrain-Krankheit infiziert und gibt die peinlichste Vorstellung seit ihrem neonfarbenen Outfit im "Turn Off The Light"-Video.
1 Kommentar
mensch, sind die jungs abgedreht mittlerweile...
hier die review zum neuen album, armed to the teeth: http://taki183.wordpress.com/2010/02/15/sw…