laut.de-Kritik
Ein minimalistischer Trip zu den Sternen.
Review von Daniel StraubMit Tadeo alias Miguel Sar begibt sich eines der Madrider Techno-Zugpferde an den Start, um mit "Contacto" sein Können über die lange Distanz unter Beweis zu stellen. Kostproben aus dem Studio hat der Spanier seit 2004 zahlreiche auf den Weg gebracht. Die meisten davon auf seinem eigenen Label Cyclical Tracks oder auf einem der diversen Schwesterlabels.
Das minimalistische Sounddesign, für das Cyclical, Apnea und Cmyk Musik stehen, führt Tadeo jetzt auch mit den zwölf Stücken seines aktuellen Albums "Contacto" fort. Quell der Inspiration bleibt einmal mehr das Universum und seine kosmischen Phänomene. Diese zogen sich bereits in der Vergangenheit wie ein roter Faden durch den Backkatalog von Tadeo.
Sei es bei "Caos" oder "Cosmos" - der Spanier blickt in aller Regel nach oben. Abgehobenheit kann man seinen Tracks jedoch nicht vorwerfen. Die geben sich trotz des allgegenwärtigen kosmischen Referenzrahmens auffällig erdig und stehen mit beiden Beinen fest auf dem Boden.
Eine der wenigen Ausnahmen ist "Refection Nebula 056N". Ein Track wird von einem hypnotischen Groove getragen und beschwört mit seinen sphärischen Melodieflächen eine träumerische Weltraumromantik herauf. Auf "Contacto" stellt ihm Tadeo noch das Ambient-Stück "Titán" zur Seite.
Mehr schwelgerische Momente hält das Album für die Hörer aber nicht bereit. Die übrigen Tracks sind beim Einsatz ihrer Mittel deutlich zurückhaltender. Den großen Schweber, den orgiastischen Moment für die Tanzfläche, sucht man auf "Contacto" vergebens - und das ist gut so.
Tadeo entwirft eigene musikalische Visionen und die brauchen sich nicht an den in der Techno-Geschichte bereits tausend Mal zitierten Weltraumklischees abzuarbeiten. Sein Soundkosmos wirkt zuweilen sperrig und bewusst roh belassen, wie beispielsweise bei "Zone De Fluctuación En El Espacio-Tiempo". In anderen Momenten dominieren präzise für den Dancefloor ausgearbeitete Sounds und Arrangements. Tracks wie "Heliopausa" und "Eclipse" empfehlen sich in jedem Fall für das Plattencase.
Insgesamt beschränkt sich Tadeo jedoch zu keiner Zeit auf diese eine Dimension. Seine Musik verortet er in ganz unterschiedlichen Settings, die vom Club über nächtliche Autofahrten bis zum entspannten Home-Listening reichen. Eine Bandbreite, die man so nicht unbedingt erwarten durfte, und die "Contacto" zu einem gelungenen Debüt macht.
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