laut.de-Kritik
Technoides und sphärischer Minimal-House aus Berlin.
Review von Daniel StraubDen Berliner Club Berghain kennen Techno-Fans weltweit. Nicht wenige verbinden ihren Besuch in der Hauptstadt mit ein paar Stunden Tanzvergnügen in der Kult-Location. Während der Mainfloor des Berghain sich immer mehr zu einer Touristenattraktion wandelt, weichen nicht wenige, denen das Treiben in der Haupthalle zu zirkusmäßige Züge annimmt, in den Club im Club aus. Der heißt Panorama Bar und ist das housige Gegenstück zum technoiden Berghain. Mit "Panorama Bar 02" gibt es jetzt nach längerer Pause auch wieder eine Mix-Compilation von dort.
Lanciert wurde die Mixreihe der Panorama Bar bereits im Jahr 2006 mit einem Set von Cassy. Nur kurz zuvor hat Andre Galuzzi die erste Compilation für das Berghain eingespielt. Nach diesen beiden Releases war erst einmal Sendepause. Ab 2008 folgte mit Marcel Dettmann und Len Faki die Wiederbelebung. Hier geht es erwartungsgemäß technoid zur Sache. Im Zeichen von House steht dagegen das neue Set "Panorama Bar 02", das Resident-Djane Kerstin Egert alias Tama Sumo mit nicht weniger als 21 Tracks zusammengestellt hat.
Große Namen sind dabei kaum zu finden. Hier zeigt sich einmal mehr, was auch im Club zu beobachten ist: das Berghain erfreut den Clubber-Mainstream, die Panorama Bar ist mit beiden Beinen fest im Underground verwurzelt. Eine gute Rollenverteilung, die sicherstellt, dass man beim Durchhören von "Panorama Bar 02" immer wieder die Tracklist zur Hand nehmen muss. Die Compilation hält nämlich einige Entdeckungen bereit.
Eine solche ist "24 Hours" von Steffi, die als DJ regelmäßig in der Panorama Bar auflegt, als Produzentin bislang aber noch nicht in Erscheinung getreten ist. Das hört man ihrem Track aber nicht an. Mit ihrer Produktion steuert sie in eine ähnliche Richtung wie Donnacha Costello, der sphärischen Minimal-House zu seinem Markenzeichen erhoben hat. "24 Hours" ist nicht nur einer der besten, sondern zugleich auch einer der zahlreichen exklusiven Tracks der Compilation. Insgesamt vier davon wurden zusätzlich auch als Vinyl veröffentlicht, darunter die Stücke von Lerosa, Basic Soul Unit und Levon Vincent. Gute Nachrichten für alle DJs, die noch immer ganz traditionell zu Werke gehen.
Kurz vor Ende ihres Sets spielt Tama Sumo mit dem ebenfalls unveröffentlichten "Alien Mutts" noch ein Stück, das sie in Zusammenarbeit mit Prosumer produziert hat. Der Track führt das gemeinsame 2008er Release "Play Up / Brothers, Sisters" fort und macht neugierig, was zukünftig aus dem Studio von Tama Sumo zu hören sein wird.
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