laut.de-Kritik
Schottische Harmonie mit US-Indie-Pop Einflüssen.
Review von Jasmin LützSchon beim ersten Song "Behold The Miracle" möchte ich mich sofort ins Auto setzen (oder nehme ich doch das Pferd?) und Richtung Süden aufbrechen. Die ganze Nacht durch fahren, kurzes Nickerchen halten und dann bei strahlend blauem Himmel in den welligen Atlantik tauchen. Keine Ahnung, ob derartige Wunschvorstellungen eher was mit meinem Gemütszustand zu tun haben oder ob es daran liegt, dass die neue Platte von Teenage Fanclub mir das Lächeln aufs Gesicht zaubert. Wie dem auch sei, sicher ist auf jeden Fall, dass der Gaststar Jad Fair auf "Words Of Wisdom And Hope" sehr stark zu meinem Glücklicherwerden beiträgt. Nein, der Mann ist kein Brite, sondern Ami, und sieht auch nicht so toll aus. Aber das ist völlig egal, denn er ist eine DER Indie-Pop-Legenden schlechthin.
Ich muss sagen, dass ich anfangs etwas überrascht war über diese Konstellation. Aber besser konnten es Teenage Fanclub gar nicht treffen. Mr. Fair verleiht der Scheibe etwas Schludriges, das an Lou Reed mit Velvet Underground erinnert. Dazu die gewohnte musikalische Harmonie der Schotten und teils famose Textzeilen, wie zum Beispiel in "Near To You": "I'd let Godzilla step on my head, and I'd let a mummy chase me around, and throw me in a dungeon. I'd let space aliens perform an autopsy on me" - damit hat "Words Of Wisdom And Hope" schon einige Pluspunkte verdient.
Großartig auch Katrina Mitchell, die mit ihrer Samtstimme das Sprechnölen von Jad undergroundmäßig unterstützt. Wunderbare Liebesballaden dürfen auf einem Teenage Fanclub-Album natürlich nicht fehlen. "Love Will Conquer" ist eine davon, zu der selbst Jad Fair mächtig beiträgt, obwohl er sonst für melodische Harmonie nicht so zu haben ist. Sein Projekt "Half Japanese" hat ja Ohrmuschel und Nervenstränge schwer belastet.
"I Feel Fine", die Sonne scheint, die Amazonen singen im blauen Fluss und Johnny Cash reitet auf seinem weißen Schimmel vorbei. In "Smile" mutiert Jad vom kleinen Kätzchen zum Tiger. Man muss sagen, dass an Mr. Fair ein astreiner Tierstimmenimitator verloren gegangen ist. GRRRRRR. Außerdem kann der Mann noch gut pfeifen. Faszinierend seine Mundgeräusch-Performance in "You Rock", aber der Mann kann auch anders: "Secret Heart" schippert fließend durch das Innere Jad Fairs.
Ich finde, diese Zusammenarbeit hat sich gelohnt. Ein Muss für einen hoffentlich sonnigen Sommer. Natürlich freut man sich dennoch auf das nächste Teenage Fanclub Album. Da darf dann Norman Blake bestimmt auch wieder singen.
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