laut.de-Kritik
Schöner 60's Flow, pilzkopfartig und friedvoll.
Review von Jasmin LützEhrlich gesagt wäre mir ein komplett-neues Album der Schotten Teenage Fanclub sehr viel lieber gewesen. Naja, "Best Of Alben" verkaufen sich halt immer gut. Da gibt es dann besonders in der himmelhochjauchzenden Kitschheiligenzeit eine große Vielzahl von teils schmierigen Rockleichen im handlichen Greatest Hits-Format. Nur gut, dass es auch Bands gibt, die die etwas andere Hit-Compilation auf den Markt bringen, wenn der Weihnachts-Boom bereits vorbei ist. Beim Teenage Fanclub stehen die Pfundzeichen anscheinend nicht so sehr Vordergrund.
Zwar handelt es sich bei "Four Thousand Seven Hundred And Sixty-Six Seconds - A Short Cut To Teenage Fanclub" eher um eine massenkompatible Zusammenstellung mehrer Hits der Band, allerdings mit dem großen Unterschied, dass immerhin drei neue Stücke auch ihren Platz erhalten haben. Der Fanclub betitelt seine Veröffentlichung eher als "Short Cut". Und dieser hat den Vorteil, dass jeder, der diese Band noch nicht kennt, die Platte im praktischen Handformat kaufen kann und somit das Beste aus zwölf Jahren Bandgeschichte komplett im Regal stehen hat. Super! Billiger geht's nimmer.
Eine musikalische Dokumentation aus sechs Studioalben. Der typische Fanclub-Sound mit seinen kleinen, teils ironischen, Geschichten aus dem Alltag, über Frauen, Liebe und immer wieder die Liebe. Dabei sei erwähnt, dass fast keine andere Band so schönsüßlich die wichtigste Sache der Welt musikalisch zusammenfassen kann. Bei 21 Stücken ist man dann aber auch mal froh, wenn nicht alle Songs klingen wie ein rostiges Surfbrett in den ruhigen Wogen des blauen Meeres. Da kann auch gerne schon mal ein Motorboot vorbeirauschen und das Surfbrett durch die Lüfte wirbeln. So wie bei "Hang On" gehört. Geniales Schlagzeug - und Gitarrenintro. Das Fernweh nach Manchester überkommt mich immer wieder bei "Star Sign". Die verrauchte Garage läd mich hier zum Tanzen ein. Hurray, ich liebe einfach diese Gitarrensounds.
Neben den großen Hymnen, wie "The Concept" und "I Need Direction", darf die erste kommerzielle Hit-Single "Everything Flows" natürlich nicht fehlen. Aber auch die drei neuen, äußerst attraktiven Stücke von Teenage Fanclub werden geschickt in das Paket verwurschtelt. Unglaublich, dass dabei Norman Blake, Gerard Love und Raymond McGinley es immer wieder schaffen, sich nicht nach typischer moderner Pop/Rock-Musik anzuhören. Eindeutiger 60's Flow, pilzkopfartig und friedvoll. Einfach nur schön. Mit "Did I Say" spaziert man stundenlang am Strand, "Empty Space" genießt man in der heißen Badewanne und "The World'll Be OK", wenn die Milch zum Kakao wird.
Vielleicht gelingt den talentierten Schotten endlich der kommerzielle Durchbruch. Viele ihrer Landsmänner, zum Beispiel Travis haben es ja auch geschafft. Ich drücke auf jeden Fall die Daumen.
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