laut.de-Kritik
Verträumte Sounds, perlende Bleeps und weiche Beats.
Review von Eberhard DoblerMit ihrem Debüt wollten Télépopmusik - in Abgrenzung zur Dance-Elite - der französischen Popmusik ein neues Gesicht geben. Im klassischen Sinne sind die drei Popmusiker dafür eigentlich zu elektronisch respektive trackorientiert. Easy Listening, Elektro-Pop und Lounge wären schon passendere Schubladen. Den verträumten Sounds, perlenden Bleeps und weichen Beats bleiben Stephan Haeri, Christophe Hétier und Fabrice Dumont auch auf ihrem Zweitling treu. Vom lockeren Knopfnickfaktor des Debüts blieb aber wenig übrig.
Gruben sich vor zwei Jahren deutlich hörbare und teils kräftiger groovende Beats in die introvertierte Soundlandschaft, erscheinen die schwebenden Arrangements heute noch ambienter. Die Rhythmussektion findet bevorzugt im Hintergrund statt. Soundtechnisch kommt "Angel Milk" so aus einem Guss, klingt aber nicht mehr so erfrischend wie der Vorgänger. Man muss schon genau hinhören, damit die Vielschichtigkeit der Sounds nicht in der Sphärik der Platte verschwindet.
Die einzige Up-Tempo-Nummer, "Into Everything", funktioniert mit sanftem House/Elektro-Beat, "Stop Running Away" erinnert an Björk und "Swamp" mixt Jazz-Bläser, Klavier, schwermütige Streicher und spooky Elektronik. Zudem fiept, knistert, plongt und zierpt es an jeder Ecke. Was den Vocalpart betrifft, schauten neben der Sängerin Deborah Anderson wieder Mau mit seinem sanft entrückten Sprechgesang und Angela McClusky im Studio vorbei.
Die erotisch-heisere Schottin klingt fast, als seien die Zeiten Shirley Basseys topaktuell ("Love's Almighty" würde jedem Bond-Film gut stehen). Dennoch tun sich bei aller Zartheit nicht nur einmal düstere Abgründe auf. "Last Train To Wherever" und "Ambushed" klingen eher nach Massive Attack als nach gefälligem Pop. "Close" und das finster pluckernde "Hollywood On My Toothpaste" flechten gar eine noisig verzerrte E-Gitarre ein.
Télépopmusik bleiben elektronisch. Mit "Angel Milk" verkriechen sie sich sogar noch tiefer in ihre Sound-Nische als bisher. Beim Thema französischer Pop haben ihnen allerdings Kollegen wie Phoenix oder Tahiti 80 (zumindest international) den Rang abgelaufen.
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