laut.de-Kritik
Rebellionsunterricht für den Wochenend-Punk!
Review von Jasmin LützSing: "I was A Mod Before You Was A Mod", yeah, yeah. Mit der höchst verwirrenden Raritiäten-Sammlung "Fashion Conscious" von den legendären Television Personalities platziert sich ein Stück Punkgeschichte in den unendlich weiten Nostalgiegarten. Bevor Dan Treacy und seine Kumpels das offizielle neue Studioalbum "My Dark Places" veröffentlichen, gibt es zur Einstimmung einige sehr eigenwillige Coverversionen von u.a. Lee Hazlewood, John Lennon, The Kinks und Daniel Johnston.
Zu den absoluten Killersongs des Genres "Uncool" aus den 60er Jahren gehört wohl "Seasons In The Sun". Da braucht man schon eine gute Portion Humor oder vielleicht auch einen gesunden Selbstzerstörungswahn um Zeilen wie "Goodbye Papa Please Pray For Me / I Was The Black Sheep Of The Family" (Schmunzel) in eine noch düstere, beklemmendere und scheinbar endlose Klangadaption zu verwandeln. Zu Recht wurde dieser Titel, im Original von Jacques Brel (1961), als einer der schlechtesten Songs überhaupt gekürt.
Andererseits verkaufte er sich weltweit millionenfach und hielt sich monatelang in den Charts. Das sind Phänomene, die man einfach nicht verstehen muss. Und wenn man Dan Treacys Lebenswandel in den letzten Jahren etwas verfolgte (Knast, Drugs & Rock’n’Roll), dann wundert einen eh nichts mehr. "Fashion Conscious" präsentiert insgesamt 20 Tracks, die die englische Kultband zwischen 1993 und 1997 für das Label Little Teddy geschrieben hat. Die etwas andere Anthologie für den Fan, der sich von Beginn an "TVP" auf den Arm tätowierte.
Die Freizeitpunks unter euch dürften dieses Re-Release aus dem Jahre 2002 dagegen im ersten Moment als eine wahrlich schwer verdauliche Mahlzeit ansehen. Neben den Coverstücken gibt es Eigenkompositionen, die den Seelenzustand eines echten Punks gnadenlos wiederspiegeln. Englische Straßenköter-Ästhetik und glamouröser Psychedelic-Wahn ("You, Me And Lou Reed", "Now That I'm A Junkie") treffen hier poetisch-pöbelnd aufeinander. Da reicht es nicht, mal eben mit Nietengürtel und Koffeintabletten um die Häuser zu ziehen. Hier ist der Schreiber mit Herz und Blut dabei.
Dan Treacy schreit schon seit den 70er Jahren seine rotzigen Songs über das wilde Leben in die Welt hinaus. Er gilt als Idol vieler Popstars von Nirvana bis Morrissey. Zu seiner Lebenshymne "Part Time Punks" tanzt und kreischt selbst ein Robbie Williams heute noch mit einem Glas Wasser in der Hand. Im Zeitalter des Retro sollten sich die Wochend-Punks nicht nur an Pete Doherty-Gegenwartsrüpeln orientieren, sondern lieber mal auf den Urvätern vergangener Tage lauschen.
Auf der anderen Seite heißt es aber auch, man soll gehen, wenn es am schönsten ist. Dies gilt für Television Personalities allerdings nicht. Wer weiß, vielleicht sieht man sie in diesem Jahr auch wieder auf der Bühne. Mit ihren Raritäten und dem aktuellen Studioalbum "My Dark Places", was auf Domino Records erscheint und wo der Titel allein schon für sich spricht. Dazu feiern wir die Rückkehr von Ed Ball; Ur-Bassist bei TVP und Gründer von The Times. Sing: "Here They Come / La La La La Laaa La / La La La La Laaa La / The Part Time Punks ..."
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