laut.de-Kritik
Nicht alles, was Jan Plewka anfasst, wird zu Gold.
Review von Philipp GässleinFilme und Bands, das ist immer so eine Sache. In Deutschlands jüngerer Vergangenheit versuchte sich nur eine Combo erfolglos daran, das große Vorbild Blues Brothers zu erreichen. Das war 1997, die Band nannte sich Bandits, und ihr musikalischer Output war trotz einer Jasmin Tabatabei größtenteils ebenso mäßig wie die schauspielerischen Leistungen der Protagonistinnen.
TempEau, die Band zum Film "BlackOut", setzt auf etwas günstigere Voraussetzungen. Neben der eher unbedeutenden Tatsache, dass die Musiker von Kindesbeinen an miteinander vertraut sind und auch musizieren, sind es vor allem zwei wichtige Gestalten der Deutschrockgeschichte, die Hoffnung machen. Die Rede ist von Stephan "Stoppel" Eggert und Jan Plewka, Drummer und Sänger der Bands Seligund Zinoba.
Letzterer steht dieses Mal allerdings nicht als Sänger hinter dem Mikrofon, sondern traktiert lediglich eine ordentlich verzerrte Elektrogitarre. Den Gesangspart übernimmt Schauspieler Marek Harloff. Die musikalischen Auswirkungen werden schon beim ersten Druck auf die Playtaste deutlich, denn was bei "Junge Im Schnee" aus den Boxen dringt, hat weniger mit melodiösem Deutschrock und herausragendem Songwriting zu tun als vielmehr mit waschechtem Punkrock.
Harloff macht spontan eigentlich alles richtig, was einen Punksänger ausmacht: Seine Stimme klingt nervig, lebt vom Wechselspiel mit hohlem Gebrülle, dazu trifft er kaum einen Ton. So weit, so punkig, doch wie steht's mit den eher gemäßigten Selig-Musikern?
Plewka versucht stetig, seinen Perfektionismus in Einklang mit dem treibenden Rhythmus eines Punkstückes zu bringen, was ihm aufgrund des gewohnt überragenden Schlagzeugspiels Stoppels auch recht gut gelingt. Trotzdem bleibt der Eindruck einer Zwittermusikrichtung das ganze Album über bestehen. Zu rotzig und frech für Rock, zu aggressionsarm für Punk.
Und vor allem zu unpolitisch. Selbst bei "Junge Im Schnee" lässt eigentlich nur das mitgelieferte Video maßgeblich ein sozialkritischer Hintergrund erahnen. Die Jungs hatten beim Texten entweder eine Menge Spaß oder den genialen Einfall, die Platte als Schrotthalde für ihre unzumutbarsten literarischen Ergüsse zu missbrauchen.
Und so dominiert Konzeptlosigkeit das eigentlich vielversprechende Album. Tracks wie "Rage" ("Ich lebe auf der Straße auf einer Insel der Sprache, ich bin isoliert, was soll ich tun gegen die Rage?") oder "Schönster Zufall" wirken ohne die zugehörige Filmszene belang- und sinnlos. Eigentlich bleibt nur zu hoffen, eine neue Zinoba-Scheibe möge nicht allzu lange auf sich warten lassen.
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