laut.de-Kritik
Schimmernde und schillernde Nachtmusik für Eighties-Nostalgiker.
Review von Kerstin KratochwillSinnlich, schummrig und schimmernd: Schon der erste Track "Nightwalking" des New Yorker Duos Tempers, auf deren viertem Album "New Meaning" zieht einen schlafwandlerisch sicher in ihre schillernde Nachtmusik. Zwischen elegantem Synth-Pop, poetischem New Wave und pochendem Post-Punk bewegen sich Jasmine Golestaneh und Eddie Cooper mit hypnotischer Klarheit.
Dabei klingen die beiden manchmal wie eine verlangsamte Version von Boy Harsher, eine klirrendere Variante von Chromatics oder wie ein verschollener Hit von Siouxsie And The Banshees aus den Eigthties wie im unglaublich einnehmenden Ohrwurm "Unfamiliar". In dem Song geht es um die Idee des Fortschritts und Fremdartigkeiten, die man annehmen sollte, um eine Toleranz gegenüber dem Ungewohnten aufzubauen. Ihre selbstbenannte "Nocturnal Music" ist jedenfalls ein guter Soundtrack dafür, denn sie ist zugleich introspektiv und intensiv.
Der Sound auf "New Meaning" ist durchgehend dunkel, gespeist von Gothic und Dark-Wave, aber stets treibend und tanzbar. Unwiderstehlich die Stimme von Sängerin Golestaneh, die melancholisch, mürrisch und melodiös zugleich klingt und geradezu geisterhaft über den Songstrukturen schwebt, in denen eine kühle Drum Machine auf einen warmen Synth-Bass trifft oder reverblastige Gitarren sich mit klaren Electronica-Elementen reiben.
Tempers, die seit 2011 zusammen Musik machen, dürften mit ihrer Interpretation des Synthpop sowohl jüngere Coldwave-Anhänger als auch die Fans der Eighties-Innovatoren umarmen: Denn neben poppigen Einflüssen von New Order oder OMD steht das Duo auch an der Seite zeitgenössischer Acts wie Minuit Machine oder The KVB, die einen ätherischen Aspekt beisteuern. Die Songs sind gemacht für Menschen, die nachts aufleben, die im zitternden Strobo und irrealen Nebel Halt in Klängen suchen, den Alltag ausblenden und das Innere ausleuchten.
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