laut.de-Kritik
Mit spannenden Gästen zurück zu solidem Metalcore.
Review von Paula FetzerThe Amity Affliction haben für ihr achtes Studioalbum ein Rezept gefunden, von dem sie in nahezu keinem der Songs abweichen: Gescreamte Strophen gepaart mit gesungenen, melodischen Refrains. Dieses Mal geht es gleichwohl um einiges härter zu als auf "Everyone Loves You... Once You Leave Them". Einige Gesangskollaborationen bringen zusätzlich frischen Wind in "Not Without My Ghosts".
Der Opener "Show Me Your God" präsentiert feinsten Metalcore. Ein Scream von Joel Birch durchbricht das Klavierintro, bevor die rasenden Drums die Schlagzahl und den Puls erhöhen. Im Refrain findet sich die Band in einen langsameren Rhythmus ein und Basser Stringer tritt ans Mikro, Birch stärkt ihm dabei den Rücken. Der Chorgesang in den Strophen verleiht dem Track zusätzlich Charakter. Chor bringen sie erneut auf "God Voice" unter, dort jedoch auch mit wenig anspruchsvollen Texten ("Oh-oh, oh-oh"). Toll klingt allerdings Birchs kurzer Wechsel in seine normale Stimme.
Dass Amity Stringers Gesang immer noch genauso seltsam abmischen wie auf dem Vorgänger, zeigt das Intro von "It's Hell Down Here" und verpasst der ersten selbstproduzierten Platte einen Dämpfer. Die Band navigiert durch eine heavy Strophe inklusive verschiedener Rhythmen hin zu einem eingängigen und stimmigen Refrain. Vor dem Breakdown gibt Birch dann noch sein schönstes "Blegh" zum Besten.
Lange klangen The Amity Affliction nicht mehr so heavy wie auf "Death And The Setting Sun", auf dem zusätzlich Comeback Kid-Frontmann Andrew Neufeld mitsingt. Er hätte auch gerne den Refrain übernehmen können: Bekäme man alle Refrains des Albums isoliert vorgelegt, könnte man sie den jeweiligen Liedern nicht korrekt zuordnen. Davon lenkt auf "Death And The Setting Sun" wenigstens das gelungene Feature ab.
"I See Dead People" zeigt musikalisch und textlich die Aggressivität eines Kampfes. Birch legt sofort los und ergänzt die düstere und furchteinflößende Stimmung. Die zweite Stimme stellt diesmal nicht Stringer, sondern der mittlerweile verstorbene Rapper Louie Knuxx, enger Freund der Post Hardcore-Band. Das macht die Nummer mit ordentlich Wumms umso besonderer. "I See Dead People" stellt den Tod als brutales Wesen dar, das unschuldige Menschen aus dem Leben und den Armen ihres engsten Kreises reißt. Nach dem Part des Hip Hoppers folgt ein inbrünstiger "I am death"-Schrei, der den Schmerz des Verlustes unmissverständlich betont.
Hat in "I See Dead People" noch Birch das Ruder in der Hand, geben im Titeltrack Stringer und Alt-Pop-Musikerin Phem den Ton an und legen alle Gefühle auf den Tisch. Ihre schwebende Stimme passt gut zur Ruhe des Stücks, das von Klavier und Streichern getragen wird. Das zusätzliche gespenstische Flüstern nimmt Bezug auf den Songtitel.
The Amity Affliction besinnen sich nach ihrem eher missglückten Ausflug in softere Soundgefilde auf ihre Stärken und bieten soliden Metalcore. Besonders die härteren Momente und die erstmalige Zusammenarbeit mit anderen Sänger*innen funktionieren.
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