laut.de-Kritik
Gitarrenmusik zum Milchkaffee trinken und Kippen rauchen.
Review von Sebastian HornikWie die Plastikverpackung von 3er Pack-Kassetten in Discount-Supermärkten Ende der 70er sieht das Cover der Animalhouse-CD aus. Bunte und geometrische Formen in rot-orangenen Farbtönen sind zu sehen (für die Kunstgeschichtsstudenten oder Kunst-LKler unter Euch: einen blauen Kreis hat der Grafiker auch noch eingefügt, um den Kalt-Warm-Kontrast hervor zu zaubern).
Aber es zählt was drinnen ist und da pumpert einem beim Opener "Ready To Receive" erst mal ein netter Synthieteppich entgegen, schließlich brettern die Gitarren los und das alles erinnert einen an...ja was genau...Hazienda, Happy Mondays, Charlatans und Konsorten.
The Animalhouse stehen und sehen sich in dieser Tradition. Das Debut der Jungs aus Oxford ist eine gelunge Mischung - zwar nicht die Neudefinition britischer Gitarrenmusik, aber auch kein bloßes Herumreiten und Totzitieren der Ravewelle. Es quietscht der Moog und die Loops schleifen sich durch manche Stücke, aber das Meiste kommt frisch umgesetzt rüber. "Speakeasy" ist ein sehr smoother Track mit mainstreamigen Tendenzen, der eine hervorragende Spätsommernummer werden könnte.
Überhaupt finden sich die stärksten Stücke in der Mitte des Albums platziert. "Essence" mit leicht spleenigen und ausufernden Tendenzen zieht nach dem balladesken "Speakeasy" wieder etwas an. Doch das fette Brett fehlt und irgendwie auch Songs, die das Album zu einem wirklich heißen Ding machen könnten - aber lauwarm ist besser als arschkalt, zumindest bei Platten, bei Pils ist das was anderes.
So kann man den Jungs weder wirklich böse sein, noch die Platte wärmstens empfehlen. Ein 70 Prozent schickes Album, das sich für Situationen eignet, in denen man Milchkaffee trinkt, Zigaretten raucht oder sich für den Abend vorbereitet.
"Shine through the storm when the light is gone, I will find my way, Ill take my time on a lazy mind and the world can wait" heißt es in "Mantra" - na, da kann man sich doch wirklich zurücklehnen und noch 'nen tiefen Zug von der Kippe nehmen. Und als Nichtraucher mit dem Löffel den Rand vom Milchschaum wegkratzen.
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