laut.de-Kritik
Großartige Songs als unerwartetes Abschiedsgeschenk.
Review von Martin Leute"Greetings From The Dalby Forest" nennt sich die Konzertreihe, die seit 2003 von der englischen Forestry Commission für den Erhalt der englischen Wälder organisiert wird. Neben Madness, Ian Brown, Jools Holland und Daniel Benningfield stellten sich am 25. Juni 2005 auch die britischen Beautiful South in den Dienst der guten Sache. Auf der idyllischen Bühne des Dalby Forest präsentierten sie ein Best Of-Konzert, das nun als Live- DVD erschienen ist.
In Anbetracht der Tatsache, das sich The Beautiful South im Januar 2007 aufgelöst haben, gerät "Live In The Forest" zum unerwarteten Abschiedsgeschenk und fasst das 19-jährige Schaffen einer der populärsten und sympathischsten Popbands zusammen. Hits wie "You Keep It All In", "A Little Time", "I'll Sail This Ship Alone" oder "Song For Whoever" unterstreichen noch einmal eindrücklich Paul Heatons Qualitäten als Songschreiber.
"Live In The Forest" enthält das gesamte Konzert von 90 Minuten Länge, ein fünfminütiges Interview mit Paul Heaton und eine Soundcheck-Version von "I Fancy Myself". Die Bühnenansagen sind in vier Sprachen untertitelt (Deutsch, Englich, Französisch, Italienisch), die Bild- und Tonqualität ist hervorragend, wenn auch die ständigen Kamerafahrten vom hinteren Teil des Geländes nach vorne auf die Bühne recht dröge anmuten.
Mit wetterfester Jacke und kariertem Hut erklimmt Paul Heaton die Bühne, und ich bin erleichtert, als er diese unansehnliche Kopfbedeckung bei "Hold On To What?" ablegt. Das Spiel der drei Bläser ist ebenso großartig wie der Gesang von Heaton, Dave Hemingway und Alison Wheeler. Ob im Duett oder auch mal dreistimmig, harmonisch sind sie aufeinander abgestimmt.
Schnell wird klar, dass sie einer treuen Fangemeinde gegenüber stehen, die zuerst verhalten, ab "I'll Sail This Ship Alone" herzhaft alle Texte der Band mitsingt. Dennoch wirkt der Auftritt etwas spröde, weil zwischen den Bandmitgliedern keinerlei Interaktion zustande kommt. Da sind Profis am Werk, die musikalisch prächtig harmonieren, aber zwischenmenschliche Spannungen nicht verbergen können. Gerne hätte ich Dave Hemingway mal lächelnd oder Variationen bezüglich des einseitigen Hüftschwungs der entzückenden Alison Wheeler gesehen.
Erst bei "Pretenders To The Throne" schwingt sich allein Paul Heaton zu einem lustigen Tänzchen auf und sorgt damit sofort für eine aufgeheizte Stimmung. In guten Zeiten ist da die ganze Band gehüpft. Dennoch nimmt man die emotionale Zurückhaltung der Bandmitglieder in Kauf, weil die 19 Songs wunderbar sind. Es ist schließlich nicht einfach, sich ewig zu mögen.
Mehr versprochen habe ich mir allerdings von dem Interview mit Paul Heaton, das keine fünf Minuten dauert, kurz den Touralltag widerspiegelt, aber sonst aber nichts Aufschlussreiches offenbart. Das lässt doch sehr zu wünschen übrig. Der dreieinhalbminütige Ausschnitt aus dem Soundcheck tröstet über diese Enttäuschung nicht hinweg.
Die Anschaffung dieser DVD lohnt nur wegen des Live-Konzerts, das Bonus-Material mit insgesamt knapp neun Minuten fällt viel zu mager aus, als dass es den Fan beglücken könnte. Alles in allem ist "Live In The Forest" nach der Auflösung der britischen Lieblinge daher nur ein bescheidenes Trostpflaster.
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