laut.de-Kritik

Glänzend in Szene gesetzt.

Review von

Sie ist schon eine besondere Erfolgsstory, die Geschichte um den Aufstieg der irischen Geschwister The Corrs. Seit gut zehn Jahren haben sie Riesenerfolg mit ihrem einzigartigen Mix aus Pop, Rock und Folk. Mit der DVD "All The Way Home: The History Of The Corrs" hat die irische Formation ein exquisites Präsent für ihre Fans produziert. Sie sticht als bemerkenswerter Wurf positiv aus der Flut von Musikveröffentlichungen für das Heimkino heraus.

Die DVD teilt sich in zwei Silberlinge mit insgesamt fast vier Stunden Gesamtlaufzeit. Disc 1 enthält eine informative und üppig ausgestattete Dokumentation, die detailreich den Erfolgsweg der Band nachzeichnet. Sie streuen jede Menge Extras und Raritäten sind ein, etwa frühe Demos oder Promoclips aus der Zeit vor dem ersten Plattenvertrag. Sehr unterhaltsam: Der kleine Einspieler "Farcical Football", der die Corrs während einem Footballmatch mit den Tücken der (Ton)-Technik kämpfend zeigt. In "Playing For The Pope" sind Eindrücke vom Empfang und dem Konzert beim damaligen Papst Johannes Paul II. zu bewundern. Amüsant dabei die Großaufnahmen von Gesichtern hoher kirchlicher Würdenträger. Es ist erkennbar, dass die Geistlichen andere Klänge gewohnt sind. Aber bei einem Iggy Pop hätte das sicher noch ganz anders ausgesehen.

Disc zwei beinhaltet mit "Live in Geneva" ein Konzert der Band in der Schweiz. Mit 20 Songs im Gepäck, auf 104 Minuten verteilt, zeigen die Corrs eine äußerst unterhaltsame und kurzweilige Show. Im Verlauf des Auftritts bekommt jedes der Bandmitglieder die Möglichkeit, auf seine ganz individuelle Klasse aufmerksam zu machen.

Der Fokus richtet sich in erster Linie natürlich auf Frontfrau Andrea. Diesen Konzertabend füllt die bezaubernde Sängerin mit beeindruckender Präsenz und Energie. Einfühlsam legt sie sich in die facettenreichen Live-Arrangements der Songs hinein und zaubert mit klarer Stimme immer wieder neue Nuancen aus dem Repertoire der Band. Mit ihrem dezent-verführerischen schwarzen Outfit ist die Künstlerin natürlich eine echte Augenweide. Was auch für ihre Schwestern gilt: Sharon an der Geige und Schlagzeugerin Caroline sind mehr als nur Beiwerk und unverrückbare Eckpfeiler für den Sound der Band. Gitarrist und Keyboarder Jim glänzt mit verschiedenen Soli und gibt den melodischen und meist eher sanften Songs damit den notwendigen Biss.

Die Live-Ausarbeitung der Studiosongs bietet jede Menge Highlights. "Borrowed Heaven" etwa fasziniert mit seinen vielen fein herausgearbeiteten Interpretations-Schattierungen über der schlichten, zurückgenommenen Grundstruktur. Mit der Veredelung durch die Percussion und Andreas eindringlicher Performance wird daraus ein funkelnder Song-Edelstein. Manche Titel wie etwa "Queen Of Hollywood" entfalten live mehr Tiefe als die vergleichbaren Studioaufnahmen. Im zurückgenommen-intimen "No Frontiers" gelingt Sharon und Caroline ein berührender Auftritt als Frontfrauen. Alle großen Hits der Band sind natürlich auch dabei: Von "What Can I Do? (To Make You Love Me)" und "Runaway" über "Only When I Sleep" bis hin zu "Radio".

Das Bühnenbild überzeugt: Es ist nicht gigantomanisch-überladen mit allerlei Firlefanz und überflüssigem Zierrat aufgepeppt, sondern vermittelt mit seiner großzügigen und eindeutigen Aufteilung einen harmonischen Gesamteindruck. Die zurückhaltend und effektiv eingesetzte Lightshow samt den großen Hintergrund-Monitoren tauchen die Performance in einen eleganten, schimmernden Glanz.

Großes Lob gebührt Rob O'Connor, dem Regisseur des Konzerts. Mit abwechslungsreichen Einstellungen und gut gesetzten Schnitten hebt sich die Präsentation des Konzertes wohltuend von so manch hektisch zusammengestoppeltem Bildergewitter ab. Eine zu stylische Umsetzung würde der Musik der Corrs auch nur abträglich sein. Der Regisseur spielt versiert mit den filmischen Möglichkeiten, ein solches Konzert in adäquate Bilder umzusetzen. Kleine Abwechslungen wie etwa kurze schwarz/weiß-Passagen beleben den Gesamtfluss. Dem Zuschauer bleibt stets genügend Zeit, die einzelnen Künstler während ihrer Performance zu beobachten und zu genießen. O'Connors stimmungsvolle Bildkompositionen rahmen die gefühlvollen Songs effektiv ein.

Ebenso überzeugend wie der Inhalt der Doppeldisc zeigt sich die technische Ausstattung. Das Bildformat 16:9/Anamorph zeigt scharfe und saubere Bilder. Die feinen, stimmigen Farbabstufungen überzeugen und unterstützen den Detailreichtum der Bilder. Beim glasklaren, differenziert abgemischten Sound kann zwischen Dolby Digital, Dolby DTS und PCM Stereo 2.0 gewählt werden. Der hohe Qualitätsstand der heutigen Tontechnik wird also voll ausgenutzt.

Nicht nur für den eingefleischten Corrs-Fan ist diese DVD uneingeschränkt empfehlenswert. Die Fülle der dargebotenen Attraktionen beeindruckt. Der Konzertmitschnitt wartet mit gekonntem Handwerk, schwelgerischen Melodien und abwechslungsreicher Instrumentierung auf. Es macht einfach Spaß, einzutauchen in den warmen, streichelnden Soundkosmos der vier irischen Geschwister und ihrer Bühnenmitstreiter. Virtuosität, gepaart mit Spielfreude, einer attraktiven Bühnenpräsenz und jede Menge Extras: Klarer Punktsieg für die sympathischen Iren an der DVD-Front.

Trackliste

DVD 1

Dokumentation

  1. 1. Home Movie Footage
  2. 2. Early Clips/Pre-Record Promo-Clips
  3. 3. First Live Gig
  4. 4. New Interviews
  5. 5. Studiosessions
  6. 6. Comments By Manager John Hughes
  7. 7. Raw Stills
  8. 8. Extracts From More Than 45 Songs

Extras

  1. 9. Playing For The Crew
  2. 10. Playing For The Pope
  3. 11. Farcical Football
  4. 12. Angel (Alternative Promo Clip)
  5. 13. Long Night (Alternative Promo Clip)

DVD 2

  1. 1. Humdrum
  2. 2. Only When I Sleep
  3. 3. Dreams
  4. 4. What Can I Do
  5. 5. Forgiven, Not Forgotten
  6. 6. Angel
  7. 7. Runaway
  8. 8. Return From Fingal/Trout In A Bath
  9. 9. Borrowed Heaven
  10. 10. No Frontiers
  11. 11. Queen Of Hollywood
  12. 12. Long Night
  13. 13. Old Town
  14. 14. Radio
  15. 15. Summer Sunshine
  16. 16. So Young
  17. 17. I Never Loved You Anyway
  18. 18. Goodbye
  19. 19. Breathless
  20. 20. Toss The Feathers

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