laut.de-Kritik

Happy-go-Rocking mit der Supergroup.

Review von

Es hat ein Weilchen gedauert, bis Joe Trohman und Scott Ian wieder Zeit für ihr Allstar-Projekt The Damned Things gefunden haben. Doch nun bringen die beiden Gitarristen, die hauptberuflich bei Fall Out Boy respektive Anthrax die Axt schwingen, ein zweites Album an den Start. Am Mic steht ihnen wiederum Keith Buckley (Every Time I Die) zur Seite, an den Drums sitzt Andy Hurley (Fall Out Boy). Bassist Dan Andriano (Alkaline Trio) ist der einzige Neuzugang – und bringt seinen Tieftöner auf "High Crimes" schön wummernd ein.

Womit wir das Who-is-Who abgehakt und zum Sound übergeleitet hätten. Auch beim musikalischen Kurs bleibt alles beim Alten, will heißen: Handgemachter klassischer Rock steht an. Zumeist balanciert die Band dabei den Rock- und Pop-Appeal gut aus, was zu eingängigen, kurzweiligen Songs führt. Dass manche der Beteiligten metallische Wurzeln haben, ist bei The Damned Things nicht herauszuhören – eine punkige Note noch eher.

Der Opener "Cells" ebnet mit Zug und zackigen Riffs den Weg. Joe Trohman kann man die Freude richtiggehend anhören, wenn er sich erst mit einem coolen Lick und dann mit einem Solo auslebt. Im Refrain zeigt sich zudem das Händchen für große Melodien, das von einer Band, in der zwei Mitglieder von Fall Out Boy mitwirken, zu erwarten war.

Einen formidablen Eindruck hinterlässt auch "Something Good". Nach einem launigen Cheerleader-Chor (hallo, Faith No More!) verbindet sich hier ein lässig zurückhaltendes Strophen-Riff mit einem druckvollen Refrain, in dem alle Zeichen auf Happy-go-Rocking stehen. Geht wunderbar ins Ohr, die Nummer.

Zum positiven Gesamteindruck trägt auch Keith Buckley bei. Der Kerl konnte gesanglich im Vergleich zum Debütalbum nochmals zulegen, croont, säuselt und singt sich in bestechender Form durch die Platte. Das aus seiner Hauptkapelle bekannte Metalcore-Geschrei deutet er allenfalls noch an ("Carry A Brick", "The Fire Is Cold"), bleibt aber jeweils brav beim Clean-Gesang.

Der Frontmann empfiehlt sich geradewegs für die Auszeichnung als MVP. Wer sogar eine Power-Ballade wie "Keep Crawling" glaubhaft mit Emotionen auflädt, macht vieles richtig. Und Buckley liefert selbst in jenen Nummern ab, die musikalisch weniger überzeugen. Denn gerade in der zweiten Albumhälfte fehlt es der prominenten Truppe manchmal am nötigen Punch.

Das unspektakuläre "Young Hearts" zum Beispiel hinterlässt keinen nennenswerten Eindruck und auch bei "Storm Charmer" ist der Wurm drin. Der Song beginnt als bluesiger, depressiv angehauchter Kriecher, der aus Mansons "Eat Me, Drink Me"-Phase entliehen sein könnte. Dann schlagen die Herren eher ungelenk den Bogen zum beschwingten Refrain. Wieso plötzlich so aufgestellt? Dieses Flickwerk hält eher notdürftig zusammen.

Trotz solcher Mängel: Über weite Strecken ist "High Crimes" eine runde Sache geworden, die Freunde melodischer Rock-Mucke gefallen dürfte und niemandem wehtut. Für eine allfällige "Greatest Hits"-Compilation empiehlt sich aber bei weitem nicht jeder Track.

Trackliste

  1. 1. Cells
  2. 2. Something Good
  3. 3. Invincible
  4. 4. Omen
  5. 5. Carry A Brick
  6. 6. Storm Charmer
  7. 7. Young Hearts
  8. 8. Keep Crawling
  9. 9. Let Me Be (Your Girl)
  10. 10. The Fire Is Cold

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