laut.de-Kritik
Die sanften Känguruhs zeigen wahren Rocker-Charme.
Review von Jasmin LützDie australische Band The Devastations begrüßt uns auf ihrem gleichnamigen Album mit einem wunderbaren Instrumental-Stück. "He Wasn't Like That When I Knew Him" stimmt mit rhythmischen Banjo und verträumten Violinenklängen auf ein romantisches, trauriges, aber dennoch glücklich machendes Debüt ein. Das Wohlgefühl nimmt zu mit "Loene", bei dem Lead-Sänger und Bassist Conrad Standish mit seiner betörenden Stimme die Macht an sich reißt.
Eine Gänsehaut bekommt man hier allemal. Die Platte steigert sich von einem Track zum nächsten. "Previous Crimes" lässt Stuart Staples plötzlich vor einem erscheinen, aber die Tindersticks "leihen" nur mal eben ihre sehnsüchtigen Streicherarrangements aus, um das Leidvolle und Melancholische in dieser Welt in alle Herzen zu tragen.
The Devastations produzieren die etwas andere Art von Rock'n'Roll, gemischt mit wunderschönen Folk-Melodien. Düstere Gedanken, die von einer betörenden Stimme vorgetragen werden und auf gefühlvolle, aber eindringliche Art dein Trommelfell durchlöchern. Das sich vortastende "Hold Me" wird unterbrochen durch ein heftiges Gitarrengewitter, die Tom Carlyon mächtig in den Vordergrund rückt.
Leichte Jahrmarktstimmung kommt mit "Ausencia" daher. Die Gaukler sehe ich zum Glück nicht, aber eine verspielte Drehorgel, die ganz schnell wieder verstummt. Und dann dürfen die Augen wieder sehnsüchtig ins Leere schweifen, und das Kribbeln im Bauch wird größer beim Einsetzen der Stimme, die sich plötzlich und hoffnungsvoll in dein Leben einmischt. Gaststar Emilie Martin spielt dazu erneut ihre Geige und lässt die Melodie in "You Can't Reach Me Now" noch mehr ins Endlose verschwinden.
Man wundert sich zunächst, warum Frau Karen O, Frontfrau der Retro-Rocker Yeah Yeah Yeahs The Devastations als "das Beste, was sie in diesem Jahr hören durfte" bezeichnet? Wieder mal ein Beweis, dass es nicht immer nur die harten Töne sein müssen und man auch als Punkrocker mal nach Hause kommt, sich in die warme Badewanne legt, Tee trinkt und dazu der wunderbaren Melodien aus Melbourne lauscht.
Übrigens sieht das Live auch wieder ganz anders aus. Da zeigen die sanften Känguruhs ihren wahren Rocker-Charme, deren Feedback und Solis immer noch an deinem Ohrschmelz nagt und so einige gebrochene Herzen hinterlässt.
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