laut.de-Kritik
Diese Stimme blickt tief in die Seele.
Review von Cathrin HauswaldWer gerne wissen möchte, wie sich die Vertonung herzoglichen Geistes anhört, ist hier genau richtig. The Duke Spirit stammen leider nicht von britischen Blaublütlern ab. Trotzdem schenken sie dem Selbsthilfe-Tipp "Jeder kann ein Herzog sein!" ein glanzvolles Gesicht. Geführt von natürlicher Eleganz scheinen die Dukes samt schwerem Garagenrock-Instrumentarium über den Dingen zu gleiten. Dadurch schleicht sich die Erkenntnis ein: Die hier sind berückend schwerelos. Und trotzdem düster. Wie geht denn so was?
Wie sich das für ein Album Marke Rock gehört, dominieren kraftvolle Gitarrenklänge die Melodien. Abgeschmeckt wird das mit einer Portion 60s-Sound. Inmitten davon diese berauschende Stimme, die beliebte Vergleiche mit Blondie, Karen O oder auch PJ Harvey geradezu herausfordert. Könnte es sein, dass Liela Moss direkt in die Herzen ihrer Zuhörer blickt, wenn sie "Wooden Heart" samtweich und fordernd schnurrt oder bei "Dog Roses" betörend und wissend verführt?
Natürlich nicht, die Frontfrau der fünf Londoner Kunststudenten ist ja nicht körperlich anwesend. Aber trotzdem - genauso fühlt es sich an. Als mache der Zuhörer einen Seelenstriptease vor seiner Stereoanlage. Paradox? Vielleicht, aber bei dieser Band nicht ungewöhnlich.
Das zweite Album "Neptune" von The Duke Spirit lebt von der Balance zwischen zwei Welten. Der modernen Desert Rock-Welt und einer Märchenphantasie. Produzent Chriss Goss, der bereits mit QOTSA arbeitete, half den Duke Spirit, nach ihrem Debüt "Cuts Across The Lands" ihr persönliches Gleichgewicht auszuloten. Erwachsen, stark und zärtlich ist ihr geschliffenes Profil. Dabei sitzen auf der neuen Platte völlig glaubwürdig Tränen in die Augen treibende Balladen neben dröhnend drängenden Rockstücken oder fast psychedelisch wirkenden Björk-Annährungen.
"The Step And The Walk" führt vor, wie atmosphärisch düster und tief Toby Butlers Bass um sich greifen kann, wenn man ihm genügend Raum lässt. Auch wenn Gitarre, Bass, Klavier und Schlagzeug bei "Send A Little Love Token" und "You Really Wake Up The Love In Me" enthusiastisch zorniger nach vorne preschen - es liegt trotz des Tempos etwas Behutsames in der Musik.
Vermutlich strömt diese Wärme, die man beim besten Willen nicht ignorieren kann, durch die Lyrics: "Feel the breeze / That's a real thing that touches your skin / But memories / Well, they're not real". Möchte man Titel auf diesem durchweg vielseitigen Album hervorheben, bleibt "My Sunken Treasure" hängen: Ziemlich fröhlich klingen die gurrenden Backround-Sirenen und die eiligen Becken-Schläge. Doch nur vordergründig, der Gesang bringt die Melancholie zurück.
Denn das Epizentrum allen Sounds bildet bei den Dukes unangefochten Liela Moss, aus deren Tonlage ab und zu sogar etwas Dämonisches hervor blitzt. Dem stolzen Adels-Flair der Duke Spirits tut das keinen Abbruch, denn wenn Herzöge eines sind, dann über allem erhaben.
3 Kommentare
klasse platte, derzeit besonders "Into The Fold" und Lassoo
jop hat auf jeden fall was
lassoo is echt nen kleines highlight^^
dann besorg Dir noch das vorgängeralbum Cuts Across The Land. klingt noch ein wenig erdiger als Neptune