laut.de-Kritik

Erwarte das Unerwartete!

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Das Cover führt in die Irre: Der spanische Sherry-Reklame-Stier, den man bis heute noch an Straßenrändern der iberischen Halbinsel finden kann, verharrt unterm Telegrafenmast, darunter prangt in roten, züngelnden Lettern der Albumtitel "Tarmac & Flames", was so viel heißt wie "Asphalt und Flammen". Jetzt fehlt eigentlich nur noch der Bandschriftzug "Calexico", und fertig ist ein neuer Mariachi-Longplayer der Wüsten-Experten aus dem amerikanischen Südwesten.

Von staubigen Savannen ist der Sound der Experimental Pop Band aus Bristol allerdings weit entfernt. Mit "Tarmac & Flames" versucht EPB-Mastermind Davey Woodward vielmehr ein erneutes Mal, seine gewohnt wirr kanalisierten Songwritingkünste ans große Publikum zu tragen, denn zum Staubaufwirbeln eignete sich seine Combo bislang nicht. Auf Anhieb ist tatsächlich schwer festzumachen, warum The Experimental Pop Band nach wie vor als Insidertipp durch die Lande tingeln, während die Eels große Hallen füllen.

Gemein ist beiden Bands die Aversion gegen den musikalischen Stillstand, was Woodward 1995 dazu bewog, diesen Grundgedanken in den Bandnamen zu befördern. Seither schreibt er nach eigener Aussage Popmusik für Menschen, die von Popmusik gelangweilt sind. Doch während sich die Eels von Album zu Album neu definieren, benötigt Woodward dafür nur drei bis vier Minuten, was mitunter ziemlich anstrengend ist.

Beim Opener schleppen die Drums, knackt der Basslauf, gähnt eine Piano-Schleife und oben drüber rumpelt es immer leicht sparklehorsig, ein schönes Stück Folk. Dazu singt Woodward: "Retro folk suckers getting all the applause". Mit "Weekend" folgt schwer überzuckerter Akustikgitarren-Pop, "Gothenburg" ist eine basslastige und gesangliche Blur-Hommage und "The Hippies Don't Know" avanciert zum zweiten Indie-Highlight mit schwer amüsantem Text.

Dazwischen feuert Woodward mal unnötige ("Mir"), mal gewitzte ("Can't Stand It") Elektro-Einsprengsel raus oder liefert eine abstruse Spoken Word-Performance ("Crow Ventura"). Erwarte das Unerwartete. Was über die künstlerische Freiheit der Band einiges aussagt, muss dem Hörgenuss nicht automatisch zuträglich sein. Vor allem wenn man spürt, dass Woodward Song-Perlen wie den Country-Pop in "Tarmac & Flames" und das mit gesampleten HipHop-Beats groovende "Rock Bizz" nur so aus dem Ärmel schütteln könnte, wenn er denn wollte.

Ohne Frage ist das vierte EPB-Album randvoll mit songwriterischem Refrain-Know How, auch wenn eine Art ganzheitlicher Stringenz dem Album durchaus gut getan hätte. Mit manch hübscher Zeile wickelt uns Woodward dann aber doch wieder um den kleinen Finger: "At the pop quiz can't get no relief, don't know anything about The Police, tragic plastic why does it mean so much? It's for all of us who are out of touch." Jawoll, Davey! Und: "Rock bizz, it's sick in the rock bizz, so stay in the shop miss". Genau, alle in den Laden und Experimental Pop Band kaufen. Zu entdecken gibt es einiges.

Trackliste

  1. 1. Retro Folk Suckers
  2. 2. Weekend
  3. 3. Gothenburg
  4. 4. The Hippies Don't Know
  5. 5. Mir
  6. 6. Desert Me
  7. 7. Tarmac & Flames
  8. 8. Can't Stand It
  9. 9. Fantasy Studios
  10. 10. Rock Bizz
  11. 11. Crow Ventura
  12. 12. Older Now
  13. 13. Ski Machines
  14. 14. Accident

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