laut.de-Kritik
Und immer wieder Mark E. Smith.
Review von Markus Brandstetter39 Dienstjahre, 31 Studioalben und eine Zahl an ehemaligen Bandmitgliedern, die einen ganzen Club füllen würde. Trotzdem ist bei The Fall alles beim Alten - schrullig sagen die einen, konsequent meinen die anderen. Mark E Smith hat auch mit 58 Jahren die Freude am Sperrigen und Abstrakten keineswegs verloren, und auch wenn der wirklich wesentliche Output bereits eine Weile her ist: aufhören gilt nicht. Beharrlichkeit und schlechte Laune sind schließlich die Maxime, auch beim neuen Album "Sub-Lingual Tablet". Oder, um es mit einem Track des neuen Albums zu sagen: Dedication Not Medication. Wobei: ein Gegner der Selbstmedikation war Smith ja bekanntermaßen nie so wirklich.
Smith hat gleich am Anfang Lust, den Garage-Hammer aus dem Schuppen zu holen. "Venice With The Girls" heißt der Opener, Smith und seine Band - derzeit ein Sextett - schießt das ganz locker aus der Hüfte, ein straighter 3:30-Song der allerdings 4:11 dauert, Surf-Musik für Surf-Hasser oder so ähnlich.
"Black Door" hat dann viel mehr an Surrealismus zu bieten und beschwört in seiner Rhythmik und mit seinen Synth-Einsätzen den Geist von Captain Beefheart herauf. Smith rotzt rezitierend, oder rezitiert rotzend, dazu gibt es Dissonanz und Hall. Was Smith sagt, ist nicht immer verständlich, alles beim Alten also.
"Dedication Not Medication" kommt mit verzerrter Basslinie, treibendem Beat und ein paar Geräuschzuckerln aus. Darüber nölt Smith seine surreale Poesie: "Pierce Brosnan how dare you prescribe Sad grief and bed wet pills? / Good grief bed wet / Sad grief bed wet ... pills". Um was für Pillen es geht, will er nicht sagen, Antidepressiva vielleicht. "Dedication Not Medication" war auch der Arbeitstitel für "Sub-Lingual Tablet".
Es ist nichts Neues, aber es ist irgendwie herrlich. Die schrägen Synths, diese sperrige, leichtfüßig hingeschlonzte Nonchalance Smiths. Mal rezitiert er, mal brüllt er, ein anderes Mal ist er theatralisch. Oder, wie am Ende des Albums, auch mal preachy: da fordert er, im Song "Quit iPhone" nämlich dazu auf, sich die Mobiltelefone sonst wohin zu stecken. Oder so ähnlich.
Meisterwerk, Meilenstein oder Neudefinition: all das ist "Sub-Lingual Tablet" mit Sicherheit nicht. Aber ein weiterer Fuck-You-Fingerzeig des Smith'schen Stoizismus, der Spaß macht. Nur das The-Stooges-Cover "Stout Man", das hätte er sich irgendwie sparen können.
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