laut.de-Kritik

Mehr als nur ein The Strokes-Ersatz.

Review von

Vom Timing perfekt! Gerade als die Strokes eine kleine Pause einlegen, wirft Rough Trade mit "Don't Dance Rattlesnake" das Debütalbum ihrer großen Alternative-Hoffnung, The Films, auf den Markt.

Beim Erstling der vier Jahre alten Band überrascht das beachtliche Maß an Professionalität, das die Knaben aus South Carolina an den Tag legen. Diese Reife bescherte ihnen auch den Platten-Vertrag und wird wohl eine (Geld-)segenreiche Zukunft nach sich ziehen. Vom Sound her hört sich das Werk, entgegen der Herkunft der Band, eher nach Britpop an. Kein Redneck-Geschrammel, sondern astreine Beatles- und Stones-Anklänge beweisen absolute Club-Tauglichkeit. Schon der Opener "Good Day" hat den Vibe der Sixties und lässt einen locker mitwippen.

Klar, Aussagen über sensationelle Erkenntnisse wie die, dass man auch verkatert einen guten Tag haben kann, erinnern nicht gerade an Philosophie à la Sokrates. Sie wirken aber authentisch und sind nicht dumm oder proletenhaft verpackt. Auch die Folgenummer "Belt Loops" schließt nahtlos an, röhrt aber doch ein Stück moderner und lässt an Bands wie The Libertines denken. Starke, eingängige Melodien ergeben, gewürzt mit feiner Ironie, eine leichte, bekömmliche, aber dennoch nicht fade Kost. Über das richtige Maß an Komplexität verfügt auch der Rest des Albums. Schon beim ersten Reinhören kann man mit " Don't Dance Rattlesnake" etwas anfangen. Gleichzeitig macht die Scheibe auch die zehnte Rotation in Folge auf der heimischen Stereoanlage (respektive I-Pod und Konsorten) problemlos mit.

"Black Shoes", Titeltrack der schon im letzten Jahr erschienenen EP, zählt zu den stärksten Stücken dieses Albums. Die Band verarbeitet darin ihre Wut auf gierige Plattenpromoter und Manager. "Well he's got his mother on his side, up to his neck with selfish pride, ..., so think about it first, before you make it worse, cause it's about to get a whole lot harder ". Bedenkt man, dass die Bandmitglieder sich schon mit Kühlschränken durch die Straßen gejagt haben, kann man nur jedem Geldgeier empfehlen, dem Ratschlag zu folgen und lieber die Klappe zu halten, wenn er mit The Films verkehrt.

In ihrem Closer "Body Bag" lassen The Flims dann doch noch ein bisschen Südstaaten-Downbeat-Country-Stile durchblitzen. Ein wirklich gemütlicher, schöner Ausklang von zwölf Songs, bei denen man durch die Bank keinen Ausfall in der Qualität findet. Die abgelieferte Rock'n'Roll-Attitüde für den Roadtrip oder fürs groovige Rocken im Club bietet zwar nichts Weltbewegendes, gar Experimentelles, aber für so was gibt's ja andere. Sich selbst und seine Musik nicht zu ernst zu nehmen und sich auf die Klassiker Gesang (Michael Trent), Gitarre (Kenneth Harris, Trent), Bass (Jacob Sinclair) und Schlagzeug (Adam Blake) zu beschränken, könnte zwischen all den Elektroanklängen der Konkurrenz so manchem Ohr eine kleine Wohltat sein.

Libertines- und eben Strokes-Fans können da bestimmt nicht widerstehen. Die Jungs von Rough Trade hatten wohl doch den richtigen Riecher: "Don't Dance Rattlesnake" sollte für den erwarteten Durchbruch sorgen.

Trackliste

  1. 1. Good Day
  2. 2. Belt Loops
  3. 3. Jealousy
  4. 4. Call It Off
  5. 5. Being Bored
  6. 6. Talk, Talk
  7. 7. Tabletops
  8. 8. Black Shoes
  9. 9. Strange Hands
  10. 10. Holliewould Getaway
  11. 11. Come On
  12. 12. Bodybag

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