laut.de-Kritik

Jede Menge filigrane Violinen im Rockgewand.

Review von

Eigentlich bin ich kein großer Fan von Streichereinlagen und Pianoklängen. In Kombination mit Folk-Pop-lastigen Rocksongs schon gar nicht. Allzu oft resultiert aus diesem Mix höchst kitschiges, gern auch schmalziges Sentimentalgedudel. Und das führt bei mir wiederum zu peinlicher Berührtheit oder sogar schwerem Unmut bis hin zu vehementer Ablehnung. Normalerweise gönne ich meinen Ohren zur Erholung dann roughen, gern auch mal etwas schrammelig klingenden Psychedelic Rock à la Wolfmother oder The Black Angels. Doch siehe da! Die mir vorliegende Frames-Platte zwingt mich nicht zu derartig radikalen Maßnahmen.

Da gibt es jede Menge filigrane Violinen und sanfte Klavierparts, perfekt inszeniert und vereint mit teils sanften, teils ungeheuer aufbrausenden Gitarren. Alles sehr emotionsgeladen und hymnenhaft - voller Dramatik in Text, Gesang sowie Instrumentalisierung. Und trotzdem ist die Musik der Dubliner alles andere als "schmalziges Sentimentalgedudel", vielmehr überaus graziös komponierte, mit viel Leidenschaft und emotionaler Tiefe geformte Klangwelten. The Frames wandeln spielend leicht zwischen Lo-Fi, New Acoustic Movement, Folk, Pop und Rock – die Essenz: manchmal fast schon schmerzhaft sentimentale Stücke über zwischenmenschliche Spannungen, Liebe, Leid und Einsamkeit. Und "The Cost" dürfte keineswegs nur Nicht-Frames-Hörer begeistern, auch erfahrene Fans der Iren-Combo sind mit ihrem nunmehr sechsten Studioalbum sicher vollstens zufrieden.

Eigentlich bin ich auch kein ein Fan von Überlängen-Tracks, aber für die Frames mache ich auch hier wiederum gerne und v.a. mit allerbestem Gewissen eine Ausnahme! Kein Song ist zu lang, kein Stück driftet ab. Dass der eine oder andere Track durchaus etwas opulenter, großzügiger und vielleicht auch ausschweifender arrangiert ist, stört nicht im Geringsten. Nichts wirkt übertrieben oder ausgenudelt. Es gibt ungeheuer viel zu entdecken – die Songs sind umfassend und abwechslungsreich, voller Liebe zum Detail. "Song For Someone" ist z. B. so ein Stück – ruhiger Gesang und zurückhaltende Gitarren stehen am Anfang, steigern sich jedoch zu ungeheurer Intensität. Glen Hansards Stimme bäumt sich plötzlich auf, dramatisiert und beschwichtigt anschließend wieder. Melancholische Violinen unterstreichen das Wechselspiel zwischen Ruhe und Kraft, das die Songs der Iren so charakterisiert.

Auch "Falling Slowly", Hansards Durchhalte-Hymne an alle gestrandeten Seelen ("Take this sinking boat and point it home. We've still got time. Raise your hopefull voice. You have a choice. You've made it now"), reiht sich hier ein. Der Song erinnert mit ruhigen Solo-Gesangs-Parts in bester New Acoustic Movement-Manier stark an Coldplay. "People Get Ready" legt das Augenmerk auf dominant, eindringliche Streicher – ein akustisch höchst intensiver, spannungsgeladener Track, der gegen Ende sein volles Klangpotenzial offenbart. In "Rise" und "True" steht Hansards melancholisch, einfühlsame Stimme eindeutig im Mittelpunkt. Gitarre, Keyboard und Violine dienen hier der Untermalung des zutiefst ausdrucksstarken Gesangs.

"Sad Songs" ist, anders als es der Titel vermuten lässt, kein bedrückend, schwerer Trauersong, sondern ein luftiges, eingängiges Singalong-Stück – fast schon ein wenig zu sehr durchkomponiert. Doch auch hier kneife ich gern ein Auge zu, schließlich überzeugt "The Cost", was Sound als auch Lyrics angeht, auf ganzer Linie. Im Titeltrack zeigen sich die Frames dann von düsterer Seite. Der Sänger leidet, die Gitarren heulen: "Love has been the cause of all this suffering". "The Side You Never Get To See" und "Bad Bone" lassen das Album sanft und gleichsam kraftvoll ausklingen. "The Side You Never Get To See" beschließt mit fulminantem Bass/Streicher-Outtro, der finale Track mit melodischen Gitarrenakkorden. Im Vergleich zum Vorgänger "Burn The Maps", ist "The Cost" etwas gediegener – weniger treibende Schlagzeug- bzw. laut-rockige Gitarrenparts, dafür dominieren leise, harmonische Violinen und äußerst emotionsgeladene Gesangsparts.

Trackliste

  1. 1. Song For Someone
  2. 2. Falling Slowly
  3. 3. People Get Ready
  4. 4. Rise
  5. 5. When Your Mind's Made Up
  6. 6. Sad Songs
  7. 7. The Cost
  8. 8. True
  9. 9. The Side You Never Get To See
  10. 10. Bad Bone

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