laut.de-Kritik
Wer melancholische Gitarren mag, kommt an dieser Scheibe nicht vorbei.
Review von Eberhard DoblerAn einem herbstlichen Tag aus dem Fenster schauen, die Stereo-Anlage aufdrehen und über das Auf und Ab des Lebens sinnieren. Der melancholische Gitarrenpop des Songwriterduos Grant McLennan und Robert Forster wäre dazu der richtige Soundtrack. Wer sich auf diese Platte intensiv einlässt, wird die zeitlos gute Qualität der Songs entdecken. Doch dazu wird wohl nur der Fan bereit sein.
Als Kind der Achtziger bilde ich mir ein, die Musik der 1978 gegründeten Go-Betweens zu verstehen. Auch wenn sich mein Musikgeschmack mittlerweile geändert hat. Die Australier, die so britisch klingen, haben nie große musikalische Experimente unternommen, sondern einfach nur auf den Punkt genau komponierte Gitarren-Popsongs mit melancholischer Grundstimmung produziert. Das hat sich anno 2000 nicht geändert.
Den Stücken merkt man an, welcher der Herren federführend war. Während McLennan die leichteren Töne anschlägt, schaltet Forster eher einen Gang zu. So wird in "German Farmhouse" verhalten psychedelisch gerockt. Die Single "Going Blind" überzeugt mit genialen Hook-Lines und wird hoffentlich auch Chart geschädigte Ohren aufhorchen lassen.
Wer mit der Musik der New Wave/Post-Punk-Ära nichts anfangen kann, dem wird die Reunion der Go-Betweens am Allerwertesten vorbei gehen. Der Fan dagegen wird die CD in den zittrigen Händen halten und sich mit feuchten Augen fragen, wie er die vergangenen zwölf Jahre ohne eine neue Go-Betweens-Scheibe überstanden hat. Meine Wenigkeit muss jedenfalls den Track "Orpheus Beach" unbedingt haben.
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