laut.de-Kritik
Indierock von Blackmail-Sänger Mathias Reetz.
Review von Kai ButterweckSeit nunmehr zwei Jahren schwingt Mathias Reetz das Mikro der deutschen Indierock-Institution Blackmail. Das schwere Erbe von Ex-Sänger Aydo Abay scheint den Guten aber nicht vollends zu vereinnahmen, denn er findet nebenbei auch noch genug Zeit, um sich seinem seit 2006 bestehenden Indie-Projekt The Heart Of Horror zu widmen. Dieses hat spätestens nach dem umjubelten Debüt "You Need A Coin" aus dem Jahr 2009 und anschließenden Support-Slots für Größen wie Tom Morello, Keith Caputo und Charlotte Hatherley einen mittlerweile ziemlich festen Platz im nationalen Indie-Olymp.
Auf dem aktuellen Werk "Into My Own" präsentiert sich das Quartett mit einem soliden Rock-Pop-Mix, der den einen oder anderen erhabenen Moment innehat, aber letztlich auch über einiges an Füllmaterial verfügt. Vor allem wenn die Band wie auf Songs wie "All I Know", "Divided" oder "Statue Of Liberty" richtig Fahrt aufnimmt und sich von der eigentlich eher zart besaiteten Grundstimmung des Restmaterials entfernt, treffen die vier mit straighter Spielweise und melodischen Refrains ins Schwarze.
Je ruhiger es allerdings wird, desto austauschbarer wird es auch. Die Schlafzimmer-Melancholie des Openers "Oh My Love" bewegt sich schon an der Grenze des Erträglichen, und auch das folgende poppige "Going Nowhere" sorgt nicht gerade für Begeisterungsstürme in den ersten knapp acht Minuten. Wer weiß, wie viele sich nach diesen beiden Moll-Monstern überhaupt noch mit dem Rest des Albums beschäftigen werden. Ein vielversprechender Anfang klingt jedenfalls anders.
"Bochum West" schlägt da schon eine andere Richtung ein. Snare-lastig gipfelt der beschwingte Ruhrpott-Zweieinhalbminüter in einen atmosphärischen Chor-Refrain, der so schnell nicht mehr aus den Gehörgängen verschwinden will. Auch der kratzige Rausschmeißer "Soon" , der den Hörer in eine verrauchte Jazz-Bar entführt, bleibt hängen, wohingegen ein Allerwelts-Indie-Erguss wie "Aeroplane" oder das träge vor sich hin schlürfende "To The Sky" eher zum Drücken der Skip-Taste animieren.
Insgesamt kann "Into My Own" die großen Fußstapfen des Erstlingswerkes nicht ganz füllen, denn dafür treiben diverse Songs zu belanglos an einem vorbei. Und auch wenn sich hin und wieder die Mundwinkel hochziehen, bleibt es am Ende bei einem "nett", wenn es um die Gesamtwertung geht. Im Fußball nennt man das "gesichertes Mittelfeld", fernab von Gut und Böse.
Noch keine Kommentare