laut.de-Kritik
Bitterböser, spartanischer punky Blues aus London.
Review von Philipp SchiedelMal wieder das neue Ding gefällig? The Kills können damit dienen, gelten sie auf der britischen Insel doch gerade als die Quasi-Retter des Rock'n'Roll. Immer wieder gerne, mag man sich da denken. Wenigstens sind Jamie Hence und Alison Mosshart nicht aus New York – sondern aus London. Klingen trotzdem nach NY. Und sehen auch so aus: Hipster, Beatnik, Schnorrer, Junkie or whatever en galore.
Man kann The Kills sicherlich vorwerfen, dass sie mit der Lo-Fi-Schiene hausieren gehen: "We bought a couple of two dollar guitars and played in basements", weiß Sängerin VV alias Alison zu berichten. Und natürlich waren die Aufnahmegeräte das Mieseste was der Sperrmüll-Markt hergegeben hat. Und noch bevor der staubtrockene und spärliche Opener "Superstition" einen Ton von sich geben kann, knattert das abgewrackte Mikro böse vor sich hin. Das ist alles nicht gerade neu, aber leider trotzdem immer noch cool.
Dann läuft die Killer-Maschine allerdings auf Hochtouren und holt selbst zu zweit noch das letzte Fünkchen Rock aus ihren alten Vox-Verstärker. Es wird draufgehauen, meine Herren. Auf die Saiten, auf die Snare, auf alles was sich bewegt. Bitterböse spielt das Duo einen extrem spartanischen punky Blues, der nur eine Begierde zu stillen scheint: das Rocken. Ohne eine komplette Beherrschung der Instrumente, aber mit dem wichtigeren Sinn für das gute Riff (man höre nur auf die ersten Sekunden von "Fried My Little Brains").
An manchen Stellen hätte es aber doch etwas dichter ausfallen können. So powervoll wie im Über-Hit "Cat Claw" klingen die Instrumente leider nicht konstant. Da wäre noch Platz für mehr. Zum Beispiel für Ideen, mit denen The Kills nicht gerade überausgestattet sind. Den düsteren Blues mit Schraddel-Gitarren haben sie dafür aber richtig raus. Wenn auch nur in zwei Varianten: laut ("Fuck The People") und leise ("Kissy Kissy").
Die erst 23-jährige Alison kann mit ihrer dunklen, manchmal etwas röchelnden Stimme alles was sich Rockröhre nennt (von Doro Pesch bis Bonnie Tyler) in die Tüte stecken. Überzeugend mimt sie hier noch das nette Schulchor-Mädchen und klingt in der nächsten Sekunde schon von Kopf bis Fuß wie eine üble Whiskey-Bitch. Sie und Karen O von den Yeah Yeah Yeahs sind die kommenden Rock-Girls, die den Herren endlich mal wieder den Riegel vorschieben, ohne dabei in eine Guano Apes-Power-Frau-Masche abzudriften.
Auch wenn The Kills bestimmt nicht das Höchste der musikalischen Gefühle sind, bedienen sie einen doch mit einer rohen und einfach gehaltenen Rock-Platte, deren Reinheit für den Moment bestens funktioniert. Ob The Kills aber genug Sprit für ein zweites Album im Tank haben, ist aber eine andere Geschichte.
2 Kommentare
Dieser Kommentar wurde vor 11 Jahren durch den Autor entfernt.
Die Sängerin ist sexy
Und die Musik echt cool, 2-Man-Blues-Rock, aber nicht nachgemacht, sondern echt eigen, schön dreckig"