laut.de-Kritik
Southern Rock für Sonnenuntergänge und nächtliche Nichtigkeiten.
Review von Yan VogelIm Southern Rock reicht die Spanne von grenzenlosen Klanglandschaften voll blühender Musikalität bis hin zu ausgetretenen Pfaden bar jeglicher Vegetation. Dass innovative Musikkonzepte irgendwann ihren Platz in der Vitrine finden, weiß jeder Musikfan, der in einem verrauchten Pub namens Route 66 schon einmal eine versoffene Cover-Combo mit ihrer tränenziehenden Dreingabe von "Sweet Home Alabama" gesehen hat.
Ex-The Black Crowes-Gitarrero Rich Robinson beherrscht beide Aspekte: Er bedient Klischees (oder, vorsichtiger formuliert, Trademarks), die er mit den Krähen einst selbst aus dem Staub gehoben hat. Daneben steht alleine schon das vielköpfige Bandgefüge für eine immense stilistische Offenheit zwischen Rock, Blues, Country und Soul. Freigeister eben, die sich einen Kehricht um Redneck-Konventionen scheren.
Dabei scheinen nach dem Ende der Crowes die Ideen zu sprießen wie die Haare im Rauschebart seines Bruders und ehemaligen Weggefährten Chris. Wer spielt, bis jemand den Stecker zieht, verfügt offenbar über ein schier unerschöpfliches musikalisches Repertoire. Ein knappes Jahr nach dem Debüt gibt es nun schon den Nachschlag auf die Ohren. Auch wenn Robinson nun die Elster grüßt: Die Huldigung an die schwarzen Krähen scheint auf allen Ebenen durch.
"High Water" erscheint in zwei Teilen, deren erster hier zur Sprache kommt. Er führt die vor Kreativität strotzenden Cover-Songs von "The Magpie Salute" weiter, teilt seine Kräfte jedoch besser ein. Zudem fokussiert sich Robinson auf das Momentum. Sprich: Er orientiert sich an klassischem Songwriting. Sicherlich versank das Kollektiv in der Vorbereitung in endlosen Jams und entwickelte die Parts in den Proben weiter. Die Essenz bilden aber die fasslichen Passagen, die, von einzelnen energetischen Ausbrüchen wie dem Opener "Mary The Gypsy" abgesehen, vor allem auf melancholische Innerlichkeit abzielen. Robinson und seine Mitstreiter setzen mehr auf Blues als auf Classic Rock.
In der Gute-Laune-Nummer "Hand In Hand" regieren Country-Einschlag und Dylan-Flair. Piano und Akustik-Gitarre geben in "You Found Me" den Ton an, abgerundet von Pedal Steel-Licks und Besen-Drums. "Sister Moon" punktet mit zarter Orchestrierung. "Color Blind" versprüht Lagerfeuer-Romantik mit Percussion und akustischem Gepräge. Das Titelstück lebt von seiner psychedelischen Strophe, die in einem Call-And-Response-Refrain mündet. Auch "For The Wind" startet verhalten, steigert sich dann aber in einen zeppelinesken Chorus.
Neben diesen ruhigen Momenten gibt es ein paar satte Einsprengsel, die allesamt von ihren Riff-dominierten Strophen leben, die in akkordische Klanggemälde mit tollen Melodien übergehen ("Send Me An Omen", "Open Up"). Mit "Walk On Water" haben The Magpie Salute noch einen waschechten Mississippi-Cruiser in der Hinterhand, den vor allem der coole Harmoniegesang trägt.
Die Band kreiert eindringliche Stimmungen und sorgt damit für den perfekten Soundtrack für Sonnenuntergänge und nächtliche Nichtigkeiten, wo sich Schlange und Kojote gute Nacht sagen. So lange es The Magpie Salute gibt, muss es dem eingefleischten Southern Rock-Fan um die Nachfolge der Black Crowes nicht bange sein. Was bei "Beggar's Banquet" von den Stones begann und seine Blüte bei den Allman Brothers und Lynyrd Skynyrd trieb, findet hier seine würdige Fortsetzung.
1 Kommentar
was sin na das für Barden