laut.de-Kritik
Partytauglich, Gesäss tretend und eine Prise härter als die Konkurrenz
Review von Michael SchuhWährend sich bei Neuveröffentlichungen in sämtlichen Genres Innovation als eines der wichtigsten Bemessungskriterien durchgesetzt hat, ist der Ska davon weitgehend verschont geblieben. Hier kommt es anscheinend nur auf den Anteil des Gute-Laune-Potentials und die Partyburner-Qualitäten an, um der Langrille die Bestnote zu geben. So geht das natürlich nicht.
Wie es wirklich geht, zeigt seit Jahren der Bostoner Achter Mighty Mighty Bosstones, der bei seinem temporeichen Skacore über den Offbeat hinaus löblicherweise auch aufs Songwriting achtet. "Pay Attention" ist die konsequente Fortsetzung des 1997er Werks "Let's Face It" geworden, das ja erstmals ungeniert auf Ohrwurm-Melodien schielte. So gibt es jetzt weitere Pop-Tunes im Kreuzfeuer der skankenden Rhythmen, wie immer vehement partytauglich, Gesäss tretend und eine Prise härter als die Konkurrenz.
Los gehts mit super melodischen und einfach runden Songs wie "Let Me Be" oder der Vorabsingle "So Sad To Say", die erneut belegen, daß die Tones kompositorisch in einer anderen Liga spielen als Edna's Goldfish und andere US-Schrammelkonsorten. Doch auch das Mitwirken von Mixkönig Andy Wallace muss hier Erwähnung finden. Und obwohl der Mann schon mal Herr über die Gitarren von Nirvana und Sepultura war, bleibt der Knüppel im Sack und der Pop-Appeal erhalten. Auch die Bläsersektion durfte in der Band bleiben und fungiert weiterhin als Lehrbeispiel für angehende Blechblasfreaks.
Schade nur, dass den Karotänzern gegen Ende der Scheibe ein bisschen die Luft ausgeht und man einige uninspirierte, eher halbfertig anmutende Songs dazupackt. Ein auf zehn Songs komprimiertes Album hätte einen packenderen Eindruck hinterlassen. Von allen für schweisstreibende Parties angepriesenen Skabands dennoch die kräftigste Wahl.
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