laut.de-Kritik
Kann einem ein beknackterer Bandname einfallen?
Review von Michael SchuhThe Mopeds, gütiger Gott, kann einem ein beknackterer Bandname einfallen, außer vielleicht Men Without Hats? Und soll er etwa ernsthaft einen musikalischen Rausch der Geschwindigkeit symbolisieren ähnlich der Kapellen The Lambrettas oder The Cars? Dann hätten sich die Schweden besser gleich The Tricycles genannt, wäre als Trio dann wenigstens witzig gewesen. Aber kommen wir zur Musik, das können die Mopeds besser als Bandnamen auswählen.
Im Opener wird gleich mal mächtig gekaiserchieft, so dass sich dem aufmerksamen Pop-Konsumenten automatisch die Frage stellt: Schnelle Trittbrett-Nummer oder rotierende Schweden-Hitmaschine? Zumindest geizt "Fortissimo" nicht mit Hit-Potenzial, auch wenn man das alles schon mal irgendwo in anderer Form gehört zu haben meint. Voreilig gefasste Kommerzvorwürfe führen allerdings ins Leere, da die Mopeds bereits seit sagenhaften elf Jahren durch die Musiklandschaft tuckern, wenn auch nicht gerade durch unsere.
Ein wenig Aufmerksamkeit sei dem Trio um Bandchef Jens Lindgård jedenfalls gegönnt, der die Truppe seinerzeit aus Jux und Dollerei gründete und so schnell einen Deal in der Tasche hatte, dass scheinbar nichtmal Zeit für einen Namenswechsel war. Pendelnd zwischen frühen Blur, Teenage Fanclub-Harmonien und rockiger Eingängigkeit à la Gods Of Blitz arbeiten sich The Mopeds leidenschaftlich durch ihre Setlist, zeigen sich stilistisch offen und sorgen so für ein kurzweiliges Hörvergnügen. Mehr noch als die 60s Pop-Single "Television Time" bleibt das im direkten Vergleich getragene "Unbelongings" mit Bläsersätzen im Ohr, freundliche Grüßen an die Dandy Warhols aussendend.
"Loverman" unterstreicht noch einmal wohltuend den Partyfaktor des Trios, "Gotta Beware" ist dagegen ein schöner Beleg für Songs, die im Überschwang einer alkoholisierten Bandprobe eben auch mal rausrutschen. Dennoch: "Fortissimo" ist ein mit 32 Minuten knapp ausgefallenes, schnörkelloses wie keyboardlastiges Indie Rock-Album, gefüllt mit der einen oder anderen zwingenden Melodie. Ein Quickie, der keinerlei Nachhaltigkeit fordert. Braucht man ja auch manchmal.
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