laut.de-Kritik

RATM-Gitarrenmagier Tom Morello machts alleine.

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"Soul Power" steht in großen Lettern auf der legendären E-Gitarre des Rage Against The Machine- und Audioslave-Gitarristen Tom Morello. Auch die Akustikgitarre, die der Amerikaner für sein Folk-Projekt The Nightwatchman verwendet, ziert ein Slogan: "Whatever It Takes". Der kämpferische Impetus ist kaum zu übersehen: Was immer es kostet, ich gebe nicht auf. Der Kampf ist noch lange nicht vorbei. Der Weg ist das Ziel.

Dabei geht es dem linken Polit-Aktivisten keineswegs nur darum, die lame duck George W. Bush ein weiteres Mal an den Pranger zu stellen, dessen Wiederwahl schon Morellos "Axis Of Justice"-Tournee kurz vor der Präsidentschaftswahl 2004 nicht verhindern konnte. Der Gitarrist will aufrütteln, wie er es als Hauptfigur hinter seiner gleichnamigen Non-Profit-Organisation auch tut. Eingebettet sind seine markigen Appelle im Kampf für soziale Gerechtigkeit im Stile der alten Protestsänger-Riege, die über Bob Dylan hinweg bis zu Woody Guthrie und Pete Seeger zurück reicht.

Nur mit seiner Akustikgitarre ausgestattet und gelegentlich von Klaviertönen begleitet, gibt Morello auf 13 ruhigen Songs den einsamen Krieger, den Rächer der Entrechteten, die Ein-Mann-Revolution eben. Das gelingt ihm insgesamt recht gut, bedenkt man, dass seine Fans eigentlich noch nie die Singstimme des Powerchord-Magiers zu Ohren bekamen. Angenehm brüchig kommt sie daher, das für die Glaubwürdigkeit eines Protestsängers nötige unsaubere, kratzbürstig-schroffe Timbre bringt sie ebenfalls mit. Keine Frage: Wer an den späten Johnny Cash-Alben Gefallen fand, könnte sich auch mit Morellos Nightwatchman anfreunden.

Und während der ein wenig die Fußstapfen des großen Cash ausmisst (lustig die Zeile: "They shot a man in Soho"), tritt Produzent Brendan O' Brien in jene von Rick Rubin, was nach der Arbeit mit Incubus eine willkommene Abwechslung für den alten Grunge-Barden gewesen sein muss. Das Ergebnis ist eine unmittelbare Produktion, die klar auf die Vermittlung von Morellos Botschaften ausgerichtet ist.

Sein gebrochenes Vertrauen in herrschende Regierungssysteme mit Hang zu territorialen Besitzansprüchen geißelt Morello in "Flesh Shapes The Day", das ein wenig an Joe Strummer erinnernde "Let Freedom Ring" baut sein Fundament auf Hoffnung und für das intim-düstere "The Garden Of Gethsemane" bedient sich der Songwriter ungeniert biblischer Metapher.

Wes Geistes Kind der Musiker Morello ist, hört man an einigen Stellen der Platte, auch wenn der frischgebackene Neo-Folker das ein oder andere mal natürlich auch auf die obligatorische Mundharmonika zurück greift. "House Gone Up In Flames", das auch Colin Powell einen unrühmlichen Auftritt bereit hält, lässt auf akustische Weise alte RATM-Riffgewalten anklingen und "Maximum Firepower" scheint nicht nur vom Titel her aus dem alten Morello-Songkatalog zu stammen. Richtig geil ist aber "The Road I Must Travel", das unseren vermeintlich stahlharten Gitarrengott als schunkelnden Bruder Shane MacGowans in Szene setzt.

Sieht man mal von so manch arg pathetischer Zeile ab, ist Tom Morellos Singer/Songwriter-Debüt, das Songs aus vier Jahren Entstehungsphase aufweist, durchaus gelungen. Und wer die Intensität seines persönlichen Engagements kennt, mag ihm daraus sowieso keinen Strick drehen. Eines wussten wir allerdings auch nicht erst seit Johnny Cash: "You don't gotta be loud man / to be heavy as shit."

Trackliste

  1. 1. California's Dark
  2. 2. One Man Revolution
  3. 3. Let Freedom Ring
  4. 4. The Road I Must Travel
  5. 5. The Garden Of Gethsemane
  6. 6. House Gone Up In Flames
  7. 7. Flesh Shapes The Day
  8. 8. Battle Hymns
  9. 9. Maximum Firepower
  10. 10. Union Song
  11. 11. No One Left
  12. 12. The Dark Clouds Above
  13. 13. Until The End

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