laut.de-Kritik
Goth-Pop-Jubiläum zwischen Melancholie und Motivationstraining.
Review von Alexander KrollWie? The Rasmus haben nur einen Hit? Seit ganzen 28 Jahren dreht die finnische Rockgruppe um Leadsänger Lauri Ylönen eifrig ihre Runden. Trotzdem landete sie letztes Jahr mit "In The Shadows" tief im One-Hit-Wonderland einer BBC-Sendung. Ein Glück, dass "Rise" zum Zehn-Alben-Jubiläum die Chance auf zehn neue Hits bereithält.
"Wir sind eine Band, die wieder zu träumen wagt", betont Lauri Ylönen. Nach schweren Zeiten während der Pandemie erlebten The Rasmus das sehr spezielle Traumszenario, am Eurovision Song Contest teilzunehmen, landeten allerdings auf einem wenig traumhaften einundzwanzigsten Platz. "Jezebel", der dort aufgeführte Track, reanimierte die Zusammenarbeit mit Pomp-Rock-Produzent Desmond Child (Bon Jovi, Aerosmith, Kiss) und bot zugleich den Soundtrack für die Vorstellung der neuen Gitarristin Emilia 'Emppu' Suhonen.
Mit neuer Energie eröffnen The Rasmus die Hit-Jagd – "Live And Never Die" bringt das deutlich und sehr anstrengend auf den Punkt. Aufgespannt auf einem tausendmal gehörten EDM-Klangteppich überschlagen sich simple Riffs und zahlreiche Kalendersprüche ("Everyday is just another precious diamond", "Every second's a miracle, now ain't that enough?"). Irgendwo zwischen Imagine Dragons und Sunrise Avenue entsteht eine grell ausgeleuchtete Gute-Laune-Bühne, um den Millennial Whoop aus dem Schattenreich der Hit-Single "In The Shadows" vollends ins Licht zu katapultieren.
Trotz plötzlicher Erhellung bleibt das Lieblingsthema von The Rasmus auch auf ihrem zehnten Album die Dunkelheit. Zugespitzte Goth-Pop-Hooks zelebrieren eine allgegenwärtige Misfits-Melancholie. Im matten Slow-Disco-Rhythmus rattert und geistert "Fireflies" an HIM und Muse vorbei und so lange durch geglättete Gefilde der Düsterromantik ("I'm afraid of the daylight", "Show me the dark side"), bis es im spannungsbefreiten Horrorfilm ankommt ("I started descending to the bottom of the grave").
Ähnlich einförmig gerät auch die Fortsetzung der Identitätssuche im Zwillingstrack "Be Somebody". Zwischen behäbigen Strophen und flutendem Refrain wird das Außenseiterthema kitschig überschwemmt. Schablonen, die eben noch im Lied davor zu hören waren, kehren einfach fast identisch wieder ("Too afraid to open the door").
Inmitten der Klischee-Klingeleien, die jedem Lied anhaften, gelingen hin und wieder stilvollere Passagen. Auch wenn der Titeltrack "Rise" übertrieben im Gothic-Pathos schwelgt ("There's a place I know / Where us misfits go", "Black roses grow / Through the darkness") und im reißerischen Motivationsrefrain fast aus den Schienen springt, so punktet er immerhin mit einem wuchtigen zeppelinesken Riff und "Eleanor Rigby"-Streichern.
Besonders Balladen bringen Nuancen ins Spiel. Bei spärlicher Begleitung dreht "Odyssey" einfaches Pop-Vokabular zu einem andächtigen Ohrwurm. "Endless Horizon" feiert die Vereinigung aller Instrumente zu einem aufbrausenden Strom. Und auch wenn "Clouds" und "Evil" sehr nah am Schnulzenwasser gebaut wurden, bekommen hier wenigstens Melodien etwas Platz.
Bei aller Fixierung des Albums auf effektive Hit-Signale, gewinnen am Ende die unauffälligeren Töne. Vielleicht müssen The Rasmus noch eine Weile auf den zweiten Megahit warten.
1 Kommentar mit 3 Antworten
Musik für den Drachenlord
Max Kruse ist arbeitslos. Lauf, Nutty, Lauf!
Keine Ahnung was du da sabbelst. Ich spreche kein Mongolisch.
Passendes Tattoo hat der Lard ja mittlerweile. Hotels zahlt natürlich trotzdem die Gemeinde.
Ansonsten halt auch glasklar Mucke für Sancho.