laut.de-Kritik
Von Basel nach Jamaica und zurück.
Review von Dani FrommDie Schweiz befindet sich auf dem besten Weg zu Europas Reggae-Exporteur Nummer eins. Mit den Basler Scrucialists geht das angesehenste eidgenössische Quartett für jamaikanischen Sound an den Start. Die Vocals holt man von den Größen des Genres (eingespielt vorwiegend in den Black Scorpio Studios), aber auch einheimische Weggenossen (allen voran der phänomenale Dennis Furrer) kommen zum Zug - was soll dabei schon schief gehen? "All The Way" von Basel nach Jamaica und zurück - auf diesen Flug in die Sonne lässt man sich gerne mitnehmen.
Die Vielseitigkeit der Scrucialists ist beachtlich. Ihre Riddims halten mühelos internationalen (will in diesem Fall meinen: jamaikanischen) Standard. Roots- und Conscious-Reggae sind ebenso vertreten, wie knackige Dancehall-Tunes, die musikalische Seite zeigt durchgehend Schweizer Wertarbeit. Diese vier Herren beherrschen ihr Handwerk. Sie wissen was sie tun und lieben es - so tönt es aus jedem einzelnen Track. Das Kreuz der Backing-Band: Fast zwangsläufig verschwindet die solide Leistung der Musiker hinter den prominenten Vokalisten. Selber schuld, möchte man anmerken. Wer sich alte Hasen wie Mykal Rose und Lone Ranger ins Boot holt, muss damit rechnen, in den Hintergrund zu geraten. Was soll man tun? Dem Charme eines Luton Fyah, dessen leicht kratzige, eindrucksvolle Singstimme ich stets mit Vergnügen höre, kann man sich nur schwer entziehen. Lisa Dainjah beweist in "Compliments", dass Ladies nicht nur in Schmachtfetzen eine gute Figur machen.
"Cross The Board" lebt vom Kontrast zwischen Gesang und rauhem Toasting - Burro Banton und Pinchers am Mikrofon führen vor, wie das geht. Die markanten Stimmen von Ward 21 beherrschen "Caribbean Queen", eine basslastige Ragga-Nummer. Ebenso mächtig schlagen die Bässe von "Alarm" aufs Zwerchfell; auch wenn hier der Chorus ein wenig dünn ausfällt, glaube ich Münsters Finest Dr. Ring-Ding aufs Wort, wenn er droht: "Here Comes Trouble". Die Stimmung ist größtenteils aufgeräumt und positiv, als sei die Bezeichnung "uplifting" eigens für dieses Album eingeführt worden. Gute Stimmung verbreitet Lucianos "So Glad I Found" oder Ras Charmer in "Still Waters". Und wer besäße nicht gern Phenomdens "Radio", das ausschließlich qualitativ hochwertigen Sound, "Musik mit Vibes" nämlich, spielt?
Kleiner Abstrich: Die Flut der verschiedenen Sänger und die ständigen Wechsel in Tempo und Inhalten - von sachte und besinnlich zu drastisch auf die Zwölf und zurück - rauben "All The Way" etwas die Geschlossenheit und hinterlassen ein wenig den Eindruck von Beliebigkeit, wie er Samplern häufig anhaftet. Das stört aber nicht besonders. Wenn Lukie D am Ende zu eindringlich blubberndem Bass die Frage stellt "What do you like?", kann die Antwort nur lauten "all type of music". Solange die Scrucialists servieren, stimmt es: "You can't refuse it."
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