laut.de-Kritik
In dieser musikalischen Zeitmaschine fahren die Sinne Achterbahn.
Review von Kai ButterweckSeit fünfzehn Jahren versorgen die Mannen um Ober-Zottelbär Ebbot Lundberg die stetig wachsende Anhängerschaft mit der passenden musikalischen Untermalung für nahezu jede Lebenssituation. Egal ob Lust oder Schmerz, Freud oder Leid, schwarz oder weiß: The Soundtrack Of Our Lives liefern Antworten, klopfen auf die Schultern, treten in den Hintern und trocknen Tränen.
TSOOL huldigen dem Psychodelic-Rock der sechziger und siebziger Jahre wie kaum eine andere Combo auf diesem Planeten und schaffen es dennoch Eigenständigkeit und Originalität zu bewahren. Für diejenigen, die von all dem künstlerischen Lebens-Support bis zum heutigen Tage nichts mitbekommen haben, schafft das schwedische Retro-Rock-Sextett nun Abhilfe und präsentiert mit "Golden Greats No. 1" einen opulenten Querschnitt ihres bisherigen Schaffens.
Natürlich wird es langjährige Begleiter der Band geben, die unter den achtzehn auserwählten Stücken Songperlen wie "Song For The Others" oder auch "Universal Stalker" vermissen, aber im Gegensatz zu vielen Genre-Kollegen ist die Bandbreite an betörendem Liedgut bei TSOOL dermaßen groß, dass die Ausfallquote gen Null tendiert.
Songs wie "Confrontation Camp" oder der Opener "Instant Repeater '99", die beide auf dem famosen Debüt "Welcome To The Infant Freebase" zu finden sind, haben auch nach all den Jahren nichts von ihrer zeitlosen Impulsivität verloren. Der unnachahmliche Groove der Skandinavier, die epischen Melodiebögen und das Talent, vergangene Dekaden eindrucksvoll und authentisch in das Hier und Jetzt zu transportieren, machen das Erbe von TSOOL so einzigartig.
Während man sich mit dem ruhigen "Century Child" ums Lagerfeuer gesellt, tritt man während der famosen Live-Version von "Karmageddon" ordentlich aufs Gaspedal einer Zeitmaschine, die einen schnurstracks auf das altehrwürdige Woodstock-Gelände führt. Die Sinne fahren Achterbahn und das Mitwippen nimmt beängstigende Zustände an, wenn sich auf "Golden Greats No. 1" die Hits der Band nur so die Klinke in die Hand geben.
Für eingefleischte Fans der Combo dürfte das Anlegen dieses Tonträgers eh ein Muss sein, doch gerade und vor allem für all die Unbefleckten und Unwissenden unter den Freunden des Retro-Gedanken bietet "Golden Greats No. 1" den perfekten Einstieg in das Schaffen einer Band, die auch nach fünfzehn Jahren noch in einer eigenen Liga spielt.
1 Kommentar
Ganz großartige Band. Normalerweise ist der mit Zuckerguß überzogene Schreibstil von laut.de sehr unangebracht und beschreibt eher die überschwängliche Begeisterung des Autoren als die tatsächliche Musik. Hier ist der Ton allerdings gut getroffen. TSOOL machen einfach grundsätzlich gute bis geniale Tracks, denen man absolut nichts vorhalten kann. Man kann höchstens mit handfestem, originalem und packendem Rock nichts anfangen.