laut.de-Kritik

Godzilla macht lieber Urlaub am Strand von Hawaii.

Review von

Mit Pop aus Japan ist das so eine Sache. Er lässt oftmals Schultern zucken, Ohren bluten, Augen leuchten und Gesichter Fragezeichen tragen. Er kann übertrieben bunt inszeniert, direkt für die asiatische Cartoonwelt produziert, oder auch völkerunverständigend kompromisslos lärmend sein. Er wird verspottet, missverstanden, für verrückt erklärt. Manchmal ist er auch einfach nur zu niedlich und wahnwitzig um real oder ernstgemeint zu sein. Eines ist er immer: einzigartig 'anders'.

The Suzan sehen auf den ersten Blick aus wie frisch aus der Hello Kitty-Fabrik entsprungen und tragen das Klischee einer ost-asiatischen Girl-Band als TÜV-Siegel. Man kann ihnen alles vorwerfen, außer schlechter Musik. Statt als weiterer Abklatsch von Pizzicato Five belächelt zu werden, lassen sie sich als würdige Nachfolger feiern und tun sich gut darin die musikalische Ehre ihres Landes wiederherzustellen.

Nicht anders sah das auch Bjorn Yttling von der Formation Peter, Bjorn And John, der mit einer Myspace-Nachricht an die vier Damen den letztlichen Ausschlag zur Aufnahme eines Albums gab und sich daher auch an der Produktion für das aktuelle Album zu schaffen machte.

"Golden Week For The Poco Poco Beat" klingt deshalb nicht nur sauber gefertigt, es ist auch ebenso bunt gehalten wie die Protagonistinnen selbst: Ob Pop-Romantik, Wild Dance-Ausschweifung, Punk-Einschlag oder Garage Rock-Laszivität, die selbsternannte Riot-Grrl Gruppe haut nach eigenem Belieben auf den Putz, ohne sich einer klaren Stilrichtung unterordnen zu wollen. Trotz ihren unübersehbaren Vorbildern aus der 60er-Girlgroup-Ära gelingt ihnen damit ein mehr als stringentes Album.

Die erste Auskopplung "Home" zeugt mit Xylophon-Riffs, Surf-Gitarre und Tom Tom-Groove von dieser leichtgängigen Herangehensweise. Freudestrahlend, locker, süß, funky - da würde auch Godzilla lieber Urlaub am Strand von Hawaii buchen statt immer nur Städte dem Erdboden gleichzumachen. Ähnlich Aloha-mäßig beschwingt tönen "Ha Ha Ha" und "Come Come" hinterher.

Die größte Stärke des Quartetts liegt darin, in den überschaubaren 40 Minuten ihr gesamtes Spektrum offenzulegen, ohne überhastet, unausgereift oder inkonsequent zu wirken. Während "Rondo" Quetschkommoden-Unterstützung erfährt, lassen sich die balladenartigen Stücke "Nice Codes" oder "Neverland" von Hammond-Orgel-Sound streicheln. Ein Mini-Skit zur Halbzeitpause trägt dagegen nichts außer einem nackten Piano-Solo samt Streicheranlage.

Danach hält sich "Uh Ah" in Bereitschaft für aufkommende Randale, "Devils" pflegt eine breitbeinigere Rock-Attitüde, dem "London Tonight" etwas Punk-Wahnsinn folgen lässt. Mit "Ramble" schließt sich der Vorhang hinter dem quietschfidelen Intermezzo auch schon wieder und lassen wunderschön und auf das Nötigste reduziert den kurzweiligen Frühlingsmarsch durch das Album gekonnt ausklingen. Nach der insgesamt doch wilden Reise ein nahezu perfektes Outro.

Einzig dem ruhigen, etwas zu dünn geratenen "Into The Light" fehlt es an Luft, ansonsten versorgt "Golden Week For The Poco Poco Beat" seine Hörer mit haufenweise Spaß. Zwar sucht man bei den Japanerinnen die Hochwertigkeit in der Fertigkeit ihrer Instrumente vergebens, das Album lebt jedoch von seinem abwechslungsreichen stimmigen Vibe, der mit Zuckerguss und Konfetti berieselt worden zu sein scheint.

Popmusik aus Japan bleibt 'anders', ist mit The Suzan allerdings fürs Erste qualitativ resozialisiert. Und auf dem New Yorker Hipster-Label von Duck Sauce-Hälfte und DJ-Phänomen A-Trak auch bestens behütet.

Trackliste

  1. 1. Home
  2. 2. Ha Ha Ha
  3. 3. Come Come
  4. 4. Rainy Day
  5. 5. Secret
  6. 6. Rondo
  7. 7. Uh Ah
  8. 8. Devils
  9. 9. Nice Codes
  10. 10. Into the Light
  11. 11. Neverland
  12. 12. London Tonight
  13. 13. Ramble

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LAUT.DE-PORTRÄT The Suzan

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