laut.de-Kritik
Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen ...
Review von Alexander CordasStöbert man im Netz nach "sieben Kreise" fördert das Ergebnis die unterschiedlichsten Blickwinkel zu Tage. Gebet, Seele, Finsternis, Fegefeuer wirbeln in trauter Eintracht umher. Die sieben Kreise des Regierungsbezirkes Arnsberg seien hier einmal außen vor gelassen, denn Profanes war noch nie das Ding des kanadischen Trios.
Es geht hier um das siebte Album der Band. Der Titel des Werks geht auf die ptolemäische Sicht des Universums und dessen Zusammenhang mit Musik zurück. "Die Sonne tönt nach alter Weise
In Brudersphären Wettgesang." Heißt es in Goethes Faust. Diese Zeilen gehen von der oben erwähnten ptolemäischen Annahme aus, dass es im Weltall eine Sphärenmusik geben muss, die durch die Eigenbewegung der damals bekannten sieben Planeten erzeugt wird.
Nach alter Weise tönt auch die Tea Party. So vereinen sie auf ihrem neuesten Werk die Stärken ihrer bisherigen Platten. Elektronische Spielerein erklingen akzentuiert an den richtigen Stellen. Meist aber nur, um einer allzu rhythmische Straffheit einen Gegenpol zu setzen. Exotische Instrumente gesellen sich harmonisch neben ihre konventionellen Verwandten. Ansonsten rocken Tea Party direkter auf den Punkt, was schon beim fulminanten Opener "Writings On The Wall" deutlich zutage tritt. Die knackige Produktion von Bob Rock und Gavin Brown - bei der wieder vermehrt das Gewicht auf einem ordentlichen Bass-Wumms liegt - unterstützt diesen perfekten Start. Die Riffs rollen bedrohlich und machen Appetit auf mehr. Und mehr liefert das Trio ganz gewiss. Die sehnsüchtige Melodieführung in "Stargazer" schickt dem Hörer einen Schauer nach dem anderen den Rücken hinunter. Jeff Martin legt einmal mehr sein leidenschaftliches Gesangskönnen in die Waagschale.
The Tea Party zitieren geschickt aus dem Fundus der Musikgeschichte. Das Gewicht liegt - welch Überraschung - auf Zep-Referenzen. Mal mit zarten Orient-Anleihen und Tablasunterstützung ("Luxuria"), mal staubig trocken rockend ("Overload", "Coming Back Again"). Dazwischen tummeln sich auch wieder herzerweichende Momente. Tragisch nur, dass die Aufnahmen unter dem Eindruck des Krebstodes ihres Managers stand. Um so erstaunlicher, dass "Seven Circles" nicht im Weltschmerz ertrinkt.
Die Kanadier werden wohl nie Happ Party-Musik spielen. Ein Licht am Ende des Tunnels der Traurigkeit blitzt jedoch immer wieder durch die schönen Kompositionen. Das hohe Niveau der Stücke halten sie bis zum Ende des Albums weitgehend.
"Wishing You Would Stay" strahlt als eine der größten Perlen. Der hervorragend inszenierte Wechselgesang zwischen Jeff Martin und der zauberhaften Holly McNarland krönt ein tolles Album. Selten hat sich das Sehnen eines Mannes nach seiner Angebeteten so romantisch und authentisch angehört wie hier. Ein Refrain zum Verlieben, rhythmisch bewegend, so sollten Love-Songs sein, die nicht im Schmock der Klischees ersaufen. Definitiv eines der besten Stücke der Tea Party Historie mit eingebauter Gänsehaut-Garantie.
Wie schon Goethe einst schwadronierte:
Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.
Und so wagen The Tea Party mit neuem Label in Europa einen Neuanfang. Aus den Steinen im Wege bauten sie sich wirklich ein schönes Oeuvre.
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