laut.de-Kritik
Heavyrock, orientalische Klänge und eine Prise Psychedelic
Review von Alexander CordasJa ja, The Tea Party. Eine Band, über die sich die hiesige Plattenfirma wohl ein ums andere Mal böse den Kopf zerbricht. Warum will diese hervorragende Combo in Deutschland wohl niemand hören? Dass sich die Kombination aus Heavyrock, orientalischen Klängen und einer Prise Psychedelic auch erfolgreich verkauft, zeigt ihr Heimatland Kanada, wo sie mit dem Schmachtfetzen "Heaven Coming Down" sogar einen Nummer-Eins-Single-Hit verbuchen konnten.
Am Kritikerlob kann es jedenfalls nicht liegen, da der Dreier für jede neue Platte über den grünen Klee gelobt wurde. Nichts Neues in dieser Hinsicht auch bei TRIPtych. Zwar waren viele alte Fans ein wenig enttäuscht, weil doch erheblich mehr allgemein verträgliches Liedgut, sprich: Pop, zu hören war, aber bei einer Band wie The Tea Party ist der Kontext entscheidend. Während Alben wie das Meisterwerk "Edges Of Twilight" sehr stark vom inneren Unfrieden Jeff Martins geprägt waren, muss man ihnen auch einmal eine lockere und für Tea Party Maßstäbe fröhliche Stimmung zugestehen.
Der orientalische Anteil wurde ebenfalls zurückgeschraubt, aber was macht das schon, wenn musikalisch ohnehin schon Grenzen ausgelotet werden, die viele Musiker nicht mal mit dem Fernrohr am Horizont erblicken. Der Höhepunkt auf CD 1 ist und bleibt Samsara. Ein Intro, das nicht nur aufgrund der Instrumentierung ein wenig an Dead Can Dance auf dem Höhepunkt ihrer Schaffensphase erinnert, danach aber abgeht wie Hugo. Um mit Kevin Keegans Worten zu sprechen: wonderful!!!
Teil 2 dieser Tour Edition ist gespickt mit schwer erhältlichen beziehungsweise unveröffentlichten Sachen. Aber nicht nur eingefleischte Tea Party Fans kommen hier voll auf ihre Kosten. Ein Stück wie "The River" fesselt durch wunderbare Melodien und versiertes Gefrickel an diversen Saiteninstrumenten und Jeff Martins Stimme ist sowieso über jeden Zweifel erhaben.
Was die "Live"-Sachen angeht, muss mir jedoch jemand Brief und Siegel geben, dass die Versionen tatsächlich live eingespielt wurden. Zu steril kommt das manches mal rüber.
Trotzdem ergeht ein Aufruf an alle, die schöne Musik hören wollen: Kauft euch das Teil endlich, damit diese verkannten Genies auch in unseren Breiten die Anerkennung erhalten, die sie verdienen!
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