laut.de-Kritik
Punk essen Präsident auf.
Review von Mathias MöllerHellcat, das Label für integeren Punkrock, beglückt uns mit Neumaterial. Geil! Das schöne daran: man bekommt, was man erwartet. Gut gemachten, harten Auf-die-Fresse-Punk. Minimalistische drei Akkorde reichen aus, um den dunklen Mächten der Politik und der Gesellschaft den Marsch zu blasen. Punk essen Präsident auf, Teil 2843. Schon das Artwork sagt alles: Auf dem Cover prangt ein abstürzender, blinder American Eagle und innen ein Friedhof mit Stars And Stripes verzierten Gräbern.
Doch ein gelangweiltes Politpunk-Album ist "State Of Discontent" beileibe nicht. Vielmehr ein massiver Tritt in den Arsch, mit dem Boston mal wieder zeigt, dass es sich durchaus als Metropole des Punkrock bezeichnen darf. The Unseen nehmen auch auf ihrem fünften Longplayer, dem ersten für Hellcat Records, keine Gefangenen, Pausen zum Luft- oder Bierholen gibt es kaum. Die Unzufriedenheit (discontent) ist - vor allem beim düsteren Opener "On The Other Side" - greifbar, auch wenn sich keine wirklich negative Grundstimmung einstellen mag.
Im Gegenteil, Songs wie beispielsweise "You Can Never Go Home" machen richtiggehend Spaß. Dabei schreit sich Sänger Mark in bester Anti-Flag-Manier durch das Album, seine Stimme immer auf dem schmalen Grat zwischen Hysterie und Kontrolle. Dass die gesamte Band rohe Energie verkörpert, daran besteht kein Zweifel, wenn man das ultraschnelle "Dead Weight Falls", "Flames Have Destroyed" oder "The End Is Near" hört. So viel high voltage wie auf diesem Album vertreten ist, da fragt man sich schon, wie wollen die das bloß live machen? Nach der Hälfte des Albums müsste eigentlich die Stimme des Sängers im Arsch sein. Oder dem Drummer die Arme abfallen.
Doch das hier ist ein Album, und darum muss sich der Hörer zum Glück keine Sorgen machen. Höchstens darum, dass nach einer guten halben Stunde schon alles gesagt ist, und man mit dem Gefühl zurück bleibt, einen Hurricane erlebt zu haben, aus dem ab und zu mal ein paar punktypisch gegrölte Phrasen wie "no solution", und "contemplating suicide" gedrungen sind. Und dass da dieses komisch bekannte Stück ganz am Ende stand.
Oft taugen Punkrock-Coverversionen von pophistorischen Schmankerln ja nicht viel, weil die Protagonisten mit wenig Respekt an die Sache herangehen. Anders hier beim abschließenden "Paint It Black". The Unseen gehen keine Kompromisse ein, was ihren eigenen Sound angeht, dennoch begegnen sie dem Stones-Klassiker mit der nötigen Hochachtung. Übrigens hatten die Ungesehenen prominente Unterstützung bei den Aufnahmen, Ken Casey, seines Zeichens Basser bei den Bostoner Kollegen von den Dropkick Murphys, produzierte die Scheibe, die schließlich Brett Gurewitz von Bad Religion abmischte. Insgesamt klingt die Platte auch recht sauber, allerdings ebenso knackig und energiegeladen, einfach nur laut.
1 Kommentar
des album is saugeil und wie gesagt sehr schnell.
aber genau dieses tempo kriegen die auch live hin!