laut.de-Kritik

Wild, ungezähmt und fern von stubenrein ...

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Ihr Erstling klang roh und wie eine Liveaufnahme. Dieses Mal wollten die Von Bondies hingegen alles richtig machen und nahmen sich Zeit in einem ordentlichen Studio. Heraus kam mit "Pawn Shoppe Heart" ein Album, auf das die Vier aus Detroit noch in zehn Jahren stolz sein werden. Meint zumindest Carrie Smith, Basserin und jüngstes Mitglied der Von Bondies. So weit die graue Theorie.

In der Praxis heißt das: sie haben tatsächlich nichts falsch gemacht und einen geilen Bluesrock-Schweinehund von Album gezaubert, der wild, ungezähmt und fern von stubenrein durch diverse musikalische Gefilde saut. Gleich zu Beginn heult die verzerrte Gitarre, ein schwerer Rhythmus stampft los, und Sänger Jason Stolsteimer greint: "You really haven't lived life yet if you ain't got no regrets!" Bluesrock at it's best. Aber nicht lahm und traurig, sondern mit Arschtritt und spielfreudig.

Aufs Lamentieren versteht sich Stollsteimer, das macht auch "Broken Man" schnell klar. Dabei verliert er sich aber nicht in Selbstmitleid, sondern rockt sich den Frust von der Seele, mit der Gitarre zerhackt er seine Sorgen in kleine Stücke und bläst sie mit voll aufgedrehten Reglern weg. Punk und Blues in ebenso ungewohnter wie gut funktionierender Symbiose. Das flotte "C'mon C'mon" wächst nach mehrmaligem Hören zu einem Ohrwurm von "Take Me Out"-Ausmaßen. Obwohl die erste Single des Albums, wurde dieser Song bis jetzt mit ungerechtfertigter Ignoranz gestraft.

Wen die pure Lust am Rocken bis jetzt noch nicht gepackt und auf den Tanzboden geschleudert hat, den packt sie allerspätestens bei "Tell Me What You See". Carrie Smith und Marcie Bolen singen großartig cool Background, die Handclaps geben den Takt für die Tanzbeine vor. Warum ist diese Nummer so verdammt kurz? Nach dem wilden Rocktrio zurück zum Blues, den Stollsteimer und seine Bandkollegen zelebrieren, als spielten sie seit 40 Jahren nichts anderes. Dennoch ist "Been Swank" vom klassischen Blues-Schema (das dafür bei "Mairead" voll zum Tragen kommt) weit entfernt. Die Gitarre heult gequält, der Bandleader klingt nicht minder malträtiert.

Neben "Tell Me What You See" erklimmen die Von Bondies mit "Not That Social" den zweiten Höhepunkt von "Pawn Shoppe Heart". Carrie Smith singt lead und auch das passt perfekt: "You're not that social, just a good drinker", yeah! Überhaupt lebt das Album viel von den aktiven Backgroundsänger(inne)n. Sie schmücken oft nicht nur aus, sondern stehen eher im Vordergrund, und der Wechsel zwischen Männer- und Frauenstimme lässt die Songs sehr harmonisch klingen. Besonders deutlich ausgeprägt ist die Interaktion (die sich allerdings nicht auf das reine Call-And-Response-Spiel beschränkt) bei "The Fever" oder "Crawl Through The Darkness".

Beim Wechsel zwischen punkig-garagigen Stücken und Blues laufen die Von Bondies - wie man vielleicht vermuten möchte - allerdings nie Gefahr, die Homogenität ihres Albums aufs Spiel zu setzen. Vielmehr wirkt "Pawn Shoppe Heart" wie eine Fahrt in der Achterbahn, mal schnell, mal langsam, aber nie geradeaus und immer in Bewegung. Smooth und aus einem Guss. Großer Gitarrensport.

Trackliste

  1. 1. No Regrets
  2. 2. Broken Man
  3. 3. C'mon C'mon
  4. 4. Tell Me What You See
  5. 5. Been Swank
  6. 6. Mairead
  7. 7. Not That Social
  8. 8. Crawl Through The Darkness
  9. 9. The Fever
  10. 10. Right Of Way
  11. 11. Poison Ivy
  12. 12. Pawn Shoppe Heart

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