laut.de-Kritik
John Peel hätte glückselig gelauscht.
Review von Jasmin LützPünktlich zum Valentinstag melden sich die smarten Engländer The Wedding Present mit "Take Fountain" zurück. John Peel hätte diesem Comeback mit glückseligen Ohren gelauscht. Er wusste schon immer, dass Gründer David Gedge zu den Wenigen gehört, der die schönsten Liebeslieder schreiben kann.
Nach zwanzig Jahren gelingt es dem Engländer erneut, die passenden Worte zu finden und gemeinsam mit seiner alten neu formierten Band (Gitarrist Simon Cleave, Bassist Terry de Castro und Schlagzeuger Kari Paavola) in hymnenvolle Songs zu verwandeln. Auch wenn der Anlass zu diesem Tonträger eher traurig ist. In "Take Fountain" singt Gedge vordergründig über die schmerzliche Trennung von seiner langjährigen Freundin Sally Murrell, mit der er seit 1997 gemeinsam als Cinerama die Popwelt beglückte.
Acht Jahre später steht wieder alles unter dem Namen The Wedding Present. Seine alte Band soll ihn über die schlimme Zeit hinweg trösten. Davids sympathische Stimme, die unvergessene Schrammelgitarre und der typische Wedding-Indie-Pop-Rhythmus rocken trotz Liebeskummer auch die Hüften, wie man unschwer bei "Ringway To Seatac" oder "Queen Anne" hören kann.
Bei der Extended Version "Interstate 5" (über acht Minuten lang) inspirierte David die einsame Landschaft Seattles, in die er nach der Trennung von Sally geflüchtet war. Es endet mit einer Ennio Morricone-Atmosphäre im wilden Westen. Ein gewagtes Spiel, diese Gitarrenorgie als Single herauszubringen. Das weiß auch der Songschreiber und spricht von "kommerziellem Selbstmord". Wobei The Wedding Present schon immer das getan haben, wozu sie Lust hatten.
Der absolute Lieblingshit "Always The Quiet One" erinnert an die lang anhaltende Karriere der Band aus Leeds. Schon damals galten sie zurecht als eine der erfolgreichsten Popcombos der Independent-Szene. Und dass sie heute immer noch dazu gehören, beweist ihr neues Meisterwerk. Platten wie "George Best" oder "Saturnalia" musste sogar der 'fucking NME' loben, obwohl er sonst nur negative Schlagzeilen für die Band übrig hatte.
"I'm From Further North Than You" ist die nächste Hymne, die man am liebsten Arm in Arm genießen möchte. "Take Fountain" beinhaltet elf großartige Songs mit Sinn für Melancholie ("Mars Sparkles Down On Me") und dem perfekten, finalen Stück "Perfect Blue", das die Augen noch mal wässrig werden lässt. Das Herz lächelt aber trotzdem selig vor sich hin. Ein schmerzlicher Verlust hat auch immer seine guten Seiten: "... und immer wieder, Liebeslieder!", sang schon Blumfeld. Wer traurige und niederschmetternde Erfahrungen macht, braucht Bands wie The Wedding Present und ihre wunderschönen Liebesbotschaften.
4 Kommentare
Hat das hier jemand mitgekriegt... so eine tolle Band. Das neue Album hat nicht mehr viel mit dem großartigen "George Best" von 87 zu tun, ist aber auch sehr schön. Und das Konzert am Samstag... beeindruckend.
Und eine weitere Meldung in der Sparte Indielegendenwiederauferstehung: TV Personalities kommen wieder. Jippi und pssst!
"Interstate 5" hab ich von irgendeinem Musikzeitschriftensampler - völlig genial, ich hörs momentan sehr oft. Leider kann ich erst ab 1.4 wieder an Neukäufe denken ... mmh, aber da steht Wedding Present ganz oben in der Dringlichkeitsliste.
Gut, da sollten sie bleiben. Sehr empfehlenswert ist halt auch noch das alte "George Best" - Album (eigentlich noch empfehlenswerter), aber das ist halt britischer 80er - Indie... C-86 oder wie auch immer.
"i'm from further north than you" ist auch so ein wunderbarer ewig-gut beweis. wie für autofahrten mit ofenem dach gemacht. album 4/5 wie strange schon sagte. aber man hat sie ja auch noch von früher!