laut.de-Kritik
Hamburg auf dem MARS: eine Win-win-Situation.
Review von Eberhard DoblerDem Rummel um die Fantas entflieht Thomas D seit über 20 Jahren auf seinem Hof in der Vulkaneifel, MARS genannt. Dort befindet sich auch ein Musikstudio. 2019 fällt per Zufall eine Platte der Band The KBCS in seine Hände. Und was er hört, gefällt ihm: ein "meditativer, instrumentaler Vintage-Sound, trocken gedrummt, mit erdigen Basslines, spacigen Keys und Soul-Gitarren".
Der Fanta-Rapper kontaktiert die Nordlichter mit der Idee, ausgewählte alte Tracks im neuen (Live-)Sound erklingen zu lassen. Eine Rückbesinnung auf sein Solowerk sozusagen - aufgenommen auf dem MARS. Dabei berücksichtigt Thomas D seine vier Soloalben ("Lektionen In Demut 11.0" nicht mitgezählt), aber auch einige Tracks seiner Hauptband, bei denen er den Lead innehat.
Rückbesinnung passt auch ganz gut zu dem, was man zu hören kriegt: Die Herren lehnen sich in erster Linie zurück, um die Songs neu zu interpretieren, den Puls beschleunigen sie eher selten. Aus dem Piano-basierten Beat von "Show" (2013) wird nun ein smooth perlendes, von einer analogen Band gespieltes Stück, man könnte auch von einem Jam sprechen. Der Opener gibt insofern die Richtung der Platte vor.
Das groovende "Neophyta" (2008), im Original interessant instrumentiert, steht ebenfalls stellvertretend für das Album: The KBCS nehmen sich Zeit, den Song zu spielen, dessen Arrangement voranzutreiben. Das Quartett überstürzt nichts, was die Platte angenehm zu hören macht. Diese Gelassenheit überträgt sich durchaus auf Thomas D: Er ändert die Intonation seiner Texte im Vergleich zu früher zwar kaum, klingt zuweilen aber vielleicht noch ein Stück abgezockter.
Das düstere "Millionen Legionen" (Fantas, 1999) hellt sich in der grundsätzlich positiven Haltung The KBCSs dann deutlich auf. "Weitermachen" (ebenfalls Fanta 4, 2018) verliert dagegen trotz der emotionalen Lyrics in der ohne Höhepunkte dahin mäandernden Instrumentierung an Dringlichkeit. "Gebet An Den Planet" (2001) wiederum drosselt etwas das Tempo und wird zu einer Art Vintage-Trip Hop, gemächlich und funky, was dem Text fast noch mehr Nachdruck verleiht.
Richtig gut runter läuft "Rückenwind" (1997), einer der Thomas D-Solo-Trademarktracks. The KBCS machen den Song deutlich cooler, dabei sollte man natürlich nicht vergessen, dass das Ausgangsmaterial fast 25 Jahre auf dem Buckel hat. Ist "Rückenwind" cool, ist die bassig und sphärisch groovende Version von "Uns Trennt Das Leben" (2001) die coolste Nummer des Albums: Bei dem kraftvollen Track drückt sich die Band vergleichsweise in den Vordergrund. Ansonsten beherrscht das Quartett die Kunst, dem Zeremonienmeister den Vortritt zu lassen, ohne sich dabei selbst zur Fußnote zu degradieren.
Den Fanta-Track "Flüchtig" machen The KBCS fast zu ihrem eigenen Song, fügen Harmonien und Melodien hinzu, während dem Original ein mehr oder weniger relativ eindimensionales Instrumental zugrunde liegt. "Vergebung Hier Ist Sie" (2008) oder "An Alle Hinterbliebenen" (2008) orientieren sich wiederum deutlicher am Original - nach wie vor Chapeau, wie Thomas D bei Letzterem dieses depressive Thema textlich anpackt.
Dem überlangen Abschlusstrack "Gott Ist Mein Zeuge" (Fantas, 2014) spendieren die Hamburger noch ein ausladendes Gitarrensolo. Überlang, weil es eine sonnige Version von "Liebesbrief" (2000) als Hidden Track oben drauf gibt.
Und so darf man am Ende von einer Win-win-Situation sprechen: Thomas D verpasst seinem alten Material einen neuen Dreh und weiß gleichzeitig eine Liveband mit klarer stilistischer Vision an seiner Seite, die auch am ein oder anderen Eck das Stückchen Pathos zu viel elegant abschleift. Lucas Kochbeck (Drums), Nicolas Börger (Keys), Lars Cölln (Guitars) und Daniel Stritzke (Bass), die die Scheibe auch produzierten, haben wiederum eine wortgewaltige Rampensau vor der Nase, der sie einen satten Popularitätsschub verdanken dürften.
1 Kommentar mit 2 Antworten
Is halt überhaupt nicht credibil, aber ich mags.
Kredibiler als Müslirapper, die den Müslirap bringen geht doch eig gar nicht, ma anmerken.
Nette Aktion, Thomas auch cooler Typ, aber ne, die Schreibe brauche ich sicher nicht. Da lege ich lieber nochmal Lauschgift auf.
Ich meinte eigentlich auch nur den einen Track, jetzt erst mitbekommen, dasses n Album dazu gibt...neee, dit brauch ich auch nich...