laut.de-Kritik
Junger weiblicher Garage-Punk aus Nashville/Tennessee.
Review von Amelie KöpplManche mögen's dreckig. So auch die drei Mädels aus Murfreesboro, nur einen Katzensprung entfernt von der Country-Hochburg Nashville/Tennessee. Bereits auf ihrem ersten Album widmeten sich Kelly, Nikki und Jessi eher unmädchenhaften Themen wie den Auswirkungen von übermäßigem Alkoholgenuss oder ausgiebigen Fressflashs.
Ihr zweiter Langspieler, der ihrem scheinbaren Motto entspricht, etwas von der Rolle zu sein, erscheint nun unter dem Namen "Screws Get Loose" (auf dt. soviel wie "Schraube locker"). Und auch hier setzen sie sich auf gewohnt liebevolle, countryeske Art und Weise mit allem
anderem als weltlichen Themen auseinander. Bestes Beispiel hierfür: "Be Your Bro". Hier singt Jessi von dem harten Los eines Mädchens, das zwar lieber mit Jungs abhängt, dabei aber ständig mit sexuellen Angeboten zu kämpfen hat. "I may have girly pants, but I got a
boyish heart.", beklagt sie sich.
Bereits ab dem nächsten Titel bemerkt man den thematischen Wandel, der sich in erster Linie um eigenartige Zwischenmenschlichkeiten dreht. Sätze wie "You ain't here but I can still smell your musk." ("Let U Down") oder "What happened that makes you wanna go face first to the ground." ("Waste Away") tragen bereits nachdenkliche Elemente in sich.
Doch geht es auch um generell menschliche Schwächen, etwa Abgebrühtheit und Gefühlskälte in "Tina Said". Oder um das liebe Geld. Es hat zwar nicht viel mit Schwäche zu tun, wenn man feststellt, dass man sich für Geld nicht alles kaufen kann. Aber oft genug wird man von dieser Feststellung wieder eingeholt. Dementsprechend ist auch die Instrumentierung eher finster im Vergleich zum Rest des Albums gestaltet, wenn Kelley "The green in my pocket gives a love that ain't there." trällert.
Mit den Those Darlins hat die Garage-Country-Punk-Fraktion ein paar feine Goldkinder geerntet. Sie sind jung, unverbraucht und in ihrem Songwriting so herrlich unverblümt und ehrlich, dass es manchmal fast wehtut. Mit ihrem zweiten Album geben sie einen interessanten Einblick in die großen und kleinen Probleme der Welt, die mit Sicherheit jedem schon einmal begegnet sind. Doch wirklich identifizieren kann man sich damit nur, wenn man sich von den schön ausgetüftelten Texten berieseln lässt und im dreckigen Rythmus der Kellerparty tanzt.
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