laut.de-Kritik
Oldschool-Rocker-Herzen springen vor Freude im Dreieck.
Review von Kai ButterweckSechs Jahre nach der Veröffentlichung ihres letzten Albums "Bang!" wagten sich die vier Thunder-Gründer gemeinsam mit ihrem Langzeitkollegen Chris Childs am Bass doch tatsächlich noch einmal in ein Studio, um neues Material aufzunehmen. Daran geglaubt hatten nur noch die Wenigsten.
Zwar überzeugten die alternden Briten im vergangenen Jahr vor allem auf dem Wacken Festival so manchen Hardrock-Neueinsteiger von ihren immer noch erfrischenden Live-Qualitäten. Doch fiel der Glaube an ein neues ebenbürtiges Album selbst den eingefleischtesten Fans der Band seinerzeit mehr als schwer.
Ein knappes Jahr später passierte genau das dann aber doch. Via Facebook verkündeten Thunder, man befinde sich wieder im Studio. Ein weiteres halbes Jahr später dröhnen sie nun endlich aus den Boxen: elf niegelnagelneue Thunder-Songs! Wer hätte das gedacht? Und wer hätte vor allem erwartet, dass es die Mannen um Ausnahmeshouter Danny Bowes auch anno 2014 noch so richtig drauf haben? Haben sie aber.
Schon der eröffnende Titeltrack lässt das Herz eines jeden Oldschool-Rockers vor Freude im Dreieck springen. Mit sattem Sound im Gepäck verneigen sich die Engländer formvollendet vor dem Schaffen von Deep Purple oder Aerosmith. Dynamische Breaks, gehaltvolle Riffs und Danny Bowes Organ, das auch nach zweieinhalb Dekaden immer noch Szene-Maßstäbe setzt, bringen des Hörers Blut schnell in Wallung.
Das anschließende "The Thing I Want" geht mit groovenden Quireboys-Vibes ebenfalls gut nach vorne, ehe die Band dem ersten Ruf aus dem Sauerstoffzelt folgt und zwischen akustischen Slowdown-Klängen in "The Rain" die Beine hochlegt. Warum aber auch nicht? Solange dabei standardisierter Kitsch Abstand hält, dürfen die Jungs zwischendurch ruhig auch mal die Eier schaukeln lassen.
Auch die eine gute Viertelstunde später eingelegte zweite Schmuserunde "Broken" hinterlässt kaum klischeebehaftete Spuren, auch wenn die mit schmachtenden Piano-Klängen verzierte Halbakustik-Ballade im Vergleich zu "The Rain" in punkto Tiefe und Langlebigkeit den Kürzeren zieht. Das wars dann aber auch schon. Mehr Verschnaufpausen brauchen Thunder nicht.
Der Rest des Albums rockt, und zwar durchgehend. Von mittelschweren AOR-Beben ("Black Water") über treibende Thin Lizzy-Gedenkminuten ("The Prophet") bis hin zu vertrackten ("Chasing Shadows") und gradlinigen Led Zeppelin-Erinnerungen ("I Love The Weekend") stapeln Thunder so ziemlich alles aufeinander, das während der Blütezeiten des Genres in den Siebzigern Ausrufezeichen setzte. Wie tönt es aus dem Munde Mick Jaggers immer so schön: "It's only Rock'n'Roll, but I like it."
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