laut.de-Kritik
Auch die neue Besetzung setzt auf klassischen Hardrock.
Review von Kai ButterweckBei wem die Band Thundermother nach der Veröffentlichung ihres letzten Albums "Black And Gold" ein wenig vom Radar verschwunden ist, der wird angesichts von "Dirty & Divine" große Augen machen. Interne Querelen sorgten in der Vergangenheit für eine nahezu komplette Runderneuerung des Donnermutter-Kaders. Nach dem Rausschmiss von Frontfrau Guernica Mancini sowie den anschließenden Abgängen von Bassistin Mona Lingren und Drummerin Emlee Johansson stehen jetzt Sängerin Linnea Vikström (Ex-Therion), die Französin Joan Massing am Schlagzeug sowie die zurückgekehrte Bassistin Majsan Lindberg an der Seite von Ur-Mitglied und Gitarristin Filippa Nässil.
Das neue Erscheinungsbild hat aber keine großen Auswirkungen auf die bis dato eingeschlagenen Soundpfade der Band aus Schweden. Auch mit drei neuen Gesichtern bleibt das Kollektiv dem klassischen Hardrock treu. Schon nach den ersten Minuten lässt sich festhalten, dass die neue Frau am Mikrofon nicht so ganz mit dem charismatischen und genereübergreifenden Timbre ihrer Vorgängerin mithalten kann. Aber das stört erstmal nicht weiter, denn dafür kommt die Band im Hintergrund um so energiegeladener aus den Startlöchern.
Mit dem straighten Opener "So Close", dem an die groovende Kiss-Nummer "Yes I Know (Nobody's Perfect") erinnernden Feel-Good-Track "Can't Put Out The Fire" und dem flotten Ohrwurm "Speaking Of The Devil" treffen die vier Damen aus dem hohen Norden gleich zu Beginn voll ins Schwarze. Auch der Ausflug in poppigere Gefilde irgendwo zwischen Runaways, Miley Cyrus und der hymnenhaften Attitüde der breitbeinigen 80s-AOR-Bewegung rocken Thundermother in Richtung Chartsspitze ("Feeling Allright") erntet Applaus. Kann man so machen.
Mit dem ähnlich gestrickten "Dead Or Alive" versucht sich die Band wenig später ein weiteres Mal auf musikalischem Hochglanz-Terrain. Diesmal zündet die Nummer aber nicht ganz so. Die obligatorische Ballade schenken sich Thundermother. Die neue Besetzung will die treue Fanschar ausnahmslos mit treibenden Midtempo-Nummern auf ihre Seite ziehen. Spielerisch und technisch gibt's auch nichts zu nörgeln. Joan Massing imponiert mit leidenschaftlichem Schlagzeugspiel, die Gitarren- und Bassspuren von Filippa Nässil und Majsan Lindberg überzeugen ebenfalls. Auch Linnea Vikström holt alles aus sich raus.
Dass es am Ende trotzdem nicht für den ganz großen Wurf reicht, liegt einfach daran, dass der anfängliche Dauerdruck nicht komplett über die volle Spielzeit gehalten wird. Zu viele austauschbare Filler ("Take The Power", "I Left My License In The Future", "Can You Feel It", "Bright Eyes") bringen "Dirty & Divine" irgendwann vom Erfolgskurs ab. Zwar sorgen Thundermother mit dem knackigen Rausschmeißer "American Adrenaline" noch einmal kurz für Aufsehen. Aber da hat man vor den Boxen das Albumfazit schon verewigt und auf die Reise geschickt: Solide bis richtig gut, aber leider nicht durchgehend.
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