laut.de-Kritik
Songwriter-Liedgut funktioniert auch abseits des Fernsehgartens.
Review von Kai ButterweckAlbum, Tour, Album, Tour: In den vergangenen vier Jahren war Tiemo Hauer oft unterwegs. Der Kilometerzähler des Tourbusses zeigte zum Abschluss seiner letzten Konzertreise stolze 240.000 an. Allein der letzte Bandausflug umfasste 30 Stationen von Rostock bis nach München. Zwischendrin landeten Tiemo Hauer und seine Band natürlich auch in des Sängers Heimatstadt Stuttgart. Dort war die Begeisterung um das Schaffen des lockigen Songwriters natürlich besonders groß, und so entschlossen sich die Verantwortlichen dazu, jenen Abend akustisch festzuhalten.
Das Ergebnis ist ein Doppel-Livealbum, das zeigt, warum sich Tiemo Hauer in den vergangenen Jahren erfolgreich von der einschläfernden einheimischen Singer/Songwriter-Masse abheben konnte. Unaufdringlich und fokussiert spielen sich der Sänger und sein Gefolge durch ein emotionales Potpourri aus Alt und Neu und hinterlassen dabei reichlich heisere Kehlen im Stuttgarter Zapata.
Vom Redenschwingen hält der Schwabe nicht viel. Hier und da eine kurze aufklärende Anekdote – Das wars auch schon. Tiemo Hauer gehts um die Musik und um das Schaffen von emotionalen Momenten, die sowohl bei den Beteiligten auf der Bühne, als auch bei den Anwesenden im Saal nachhaltige Spuren hinterlassen.
Auf der ersten CD kümmert sich der Sänger vorwiegend um das zartbesaitete Klientel seiner Anhängerschaft. Abgesehen vom rockigen "Immer Weiter", geht es auf Songs wie "Sag's Mir", "Mädchen Aus Berlin" oder "Nachtgedanken" eher gemächlich zu. Im Vordergrund: Tiemos raue Stimme, das Klavier und hin und wieder eingestreute Indiepop-Akzente aus dem Background.
In den ersten Reihen frisst das scheinbar vorwiegend weibliche Publikum dem Sänger aus der Hand. Nahezu jede Textzeile wird mitgeträllert. Zwischen den Songs herrscht teilweise sogar Ausnahmezustand, wenn sich die blutjungen Kehlen vor der Bühne die Seele aus dem Leib kreischen.
Auch auf der zweiten Disc geben die Fans alles. Dass sie sich trotzdem nicht mehr ganz so penetrant in den Vordergrund drängen können, liegt einzig und allein am kantigeren Auftreten ihres Heroen auf der Bühne, der mit knackigen Pop-Rock-Nummern à la "Ehrlich Glücklich", "Kopf & Seele" und "Grossartig" den Beweis erbringt, das deutsches Singer/Songwriter-Liedgut auch abseits des Fernsehgartens funktionieren kann.
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