laut.de-Kritik
Das Beat-Monster dreht Coldplay durch den Synthie-Wolf.
Review von Stefan JohannesbergDas wird den mächtigen US-Musikverband RIAA freuen. Timbaland, Magoo und Missy Elliott wollen auf der ersten Single "Cop That Shit" allen Bootleggers die Beine brechen. Ihre Waffen: ein Rakim-Sample, zwei alte, bis zur Unkenntlichkeit zerfaserte Soul-Samples und die typisch bongoide Beat-Percussion, die dem minimalistischen Synthie-Sound viel Raum zur Entfaltung lässt. Missy kommt wie gewohnt und Magoo auch. Leider. Seine Version eines Schmalspur-Snoop Doggs croont nun so ganz und gar nicht. Break It!
Doch die Raps fungieren eh nur als Beiwerk. Der Meister greift persönlich zum Mic und rappt slow und heiser, ohne jedoch an Dre, RZA oder Sermon heranzureichen. Die ewige Frage, warum Timbaland keinen Top-Emcee für sein Album verpflichtet, wird jedoch von den superben Beats in den Hintergrund gedrängt. Zu keiner Zeit beschleicht einen das Gefühl, Timbo hätte den Spaß am Musizieren verloren, wie er in letzter Zeit gerne und oft darstellt. Im Gegenteil: Er erfindet seinen Synthie-Sound neu, indem er ihm einen erdig-kernigen Live-Schnitt verpasst.
Da ertönt auf dem straighten Kopfnicker-Tune "Don't Make Me Take It There" eine zart gezupfte Akustikgitarre. Beim entspannten "Leavin'" stand John Denvers "Leavin On A Jet Plane" Pate. So richtig in Melancholie verliert er sich in "Hold On" mit Wyclef Jean und den "Cold Kutz". Auch Timbalands neu entdeckte Liebe zu den Britpoppern von Coldplay treibt schöne Blüten.
Doch nicht nur mit Balladen kämpft er gegen den Stillstand im Hip Hop an. Auch auf seine höchst genialen High Energy-Tunes legt er den neuen Live-Mantel. Das dreckig produzierte "Straight Outta Virgina"-Intro wechselt zwischen rotzigen The Roots-Drums, brummenden Synthies und einem wahnwitzig bouncenden Zwischenspiel. Da funktioniert sogar der Flow von Magoo.
Auf "Shenanigans" kreieren Elektro, Dirty South und Flöten einen netten Abgeh-Vibe, aus dem urplötzlich eine von Bill Pettaway angeschlagene Funk-Gitarre auftaucht. Gast-Rapper Bubba Sparxxx spielt derweil einmal mehr den Iren, das grüne Kleeblatt immer an den Eiern und Everlast in der Stimme. Erotischer geht es dagegen mit dem hypnotischen Flötenspieler aus Indien und seiner betörenden "Indian Flute" zur Sache. Mit orientalischen Gesangsharmonien gibt es Kuschel-Sex auf dem Nagelbrett.
Aber Timbaland wäre nicht der King Of Clubs, wenn er sein Tanzflächen-Repertoire nicht um ein paar neue Sure Shots erweitern würde. "Throwback" prescht mit Handclaps, Scratches und Off Beat-Streichern nach vorne, verliert aber das Disco-Rennen gegen "Naughty Eye". Sean Pauls "Gimme The Light"-Hook mutiert dort zu "Give Me The Eye", der Diwali-Rhythmus bleibt. Dazu stoßen jedoch noch ein klassisches Eastcoast-Sample und moderne Dr. Dre-Violinen, die dem Sound-Wahnsinn die Krone aufsetzen. Da brechen die Beine wie beim Breakdance. Cop That Shit!
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