laut.de-Kritik

Klasse Gesang mit sinnlosem Sologedudel.

Review von

Wenn mir eine Scheibe schon kurz nach dem Intro auf den Sack geht, ist das selten ein gutes Zeichen. Warum müssen viele der sogenannten Progressive Bands erst mal immer ein Gitarren- und/oder ein Keyboardsolo vom Leder ziehen, das eh kein Schwein braucht?

Ich habe keine Ahnung, was der Kerl in seinen Soli immer spielt, aber Melodie oder Emotion suche ich darin zumeist vergebens. Dabei sind Time Machine ja schon lange keine Unbekannten mehr, die sich erst noch profilieren müssten. Zwar hat es schon wieder die typischen Line-Up Wechsel gegeben (Sänger, Gitarrist, Drummer), aber man ist es doch inzwischen gewohnt, dass man von den Italienern anständige Kost vorgesetzt bekommt. Was soll also so ein sinnloses Solo gleich mal zu Beginn von "Rotten Souls"? Ok, einem frickelbegeistertem Anfänger fallen dabei wohl ein, zwei Eier aus dem Sack, aber Feeling hat das nicht.

"Reviviscence - Liber Secundus" ist nun also der zweite Teil der "Eymerich"-Trilogie, und ich persönlich bedauere es sehr, dass ich nicht die Texte vorliegen habe, denn die Idee ist bei weitem nicht uninteressant. Doch steht natürlich nach wie vor die musikalische Seite im Vordergrund, und da haben Time Machine mit Marco Sivo einen großen Fang gemacht.

Der Kerl hat eine sehr ausdrucksstarke Stimme und erinnert in manchen Momenten nicht zu knapp an Queensryches Geoff Tate. Damit veredelt er nicht nur einen klasse Song wie den Titeltrack (ebenfalls wieder mit sinnlosem Sologedudel), sondern auch das sehr gefühlvoll gesungene "Angel Lucifer" (auf die Soli geh' ich gar nicht mehr ein...).

Dass die Gitarristen durchaus auch anders können, beweist das verträumt, schöne Instrumental "Alhambra". Anstatt aber dabei zu bleiben, zeigen sie lieber eindrucksvoll, dass man auch auf einer Sitar dermaßen sinnlos solieren kann, dass einem Kamel die Hocker abschlaffen. Wer sich an solchen Eskapaden nicht weiter stört, sollte "Reviviscence" durchaus mal Gehör schenken.

Trackliste

  1. 1. Obscurity Within
  2. 2. Rotten Souls
  3. 3. Reviviscence
  4. 4. Sator
  5. 5. Angel Lucifer
  6. 6. Burning Crosses
  7. 7. Grains Of Sand
  8. 8. Alhambra
  9. 9. Tears Of Jerusalem
  10. 10. The Calling
  11. 11. Seeds Of Revolution
  12. 12. Revelation

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